Es war ein seltsames Bild, das am Sonntag zu später Stunde vom ORF gesendet wurde. Vor dem Parlamentsausweichquartier hatten sich unter dem Nachthimmel Rote aufgefädelt, um SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner aus dem Halbschatten den Rücken zu stärken. Als Zweiter von rechts stand da der fast stoisch wirkende Wiener Bürgermeister Michael Ludwig, der – hätte er nicht ganz selten geblinzelt – überhaupt für ein Porträt seiner selbst gehalten werden konnte.

Foto: Screenshot ORF

Nach dreistündiger Sitzung gab Rendi-Wagner bekannt, dass ihre Partei jenen Misstrauensantrag im Parlament gegen die gesamte Regierung einbringen werde, der tags darauf das Ende Letzterer erwirkte. Das Interview von Armin Wolf zu diesem Anlass mutete nicht nur wegen der seltsamen Versammlung der ungerührt schweigenden Reihe seltsam an.

ORF

Offensichtlich bekam die verkabelte Politikerin die gewohnt kritischen Fragen des ORF-Mannes zeitverzögert ins Ohr gefunkt und verstand sie teilweise auch akustisch nicht. Da half es wenig, dass sie sich mit beiden Händen fest an ihr Mikro klammerte. Als Wolf anmerkte, dass man den Misstrauensantrag nach dem EU-Wahlergebnis für einen "Entlastungsangriff" halten könne, habe die SPÖ doch das "schlechteste Wahlergebnis je bei einer EU-Wahl erzielt", lächelte Rendi-Wagner.

Was genau sie in diesem Moment hörte, ist unklar. Als Wolf fast irritiert einwarf: "Ich weiß jetzt ehrlich gesagt nicht genau, warum Sie lachen", klang das – ehrlich gesagt – wie das Rügen einer aufgedrehten Schülerin, nicht wie die Frage an eine Politikerin. (Colette M. Schmidt, 28.5.2019)