Auch nachdem er sich politisch weitgehend zurückgezogen hat, ist Strache immer noch sehr aktiv auf Facebook.

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Am 17. Mai war er noch Vizekanzler und Chef der FPÖ, einen Tag später kündigte er die Rücklegung beider Ämter an. Dazwischen lagen ein paar Minuten an Videoaufnahmen aus rund sieben Stunden Material, die heimlich bei einem Treffen von ihm und seinem Intimus Johann Gudenus auf Ibiza mitgefilmt wurden. Eine vermeintliche russischen Oligarchennichte mit viel Geld lockte man mit Staatsaufträgen und – zack, zack, zack – dem Kauf der "Kronen Zeitung".

Während Gudenus auch seine Parteimitgliedschaft beendet hat, ist Strache allerdings nicht ganz in Politpension gegangen. Und wie jüngst bekannt wurde, könnte er theoretisch sogar ins EU-Parlament einziehen. Denn, wohl dank des "jetzt erst recht"-Effekts, erreichte er mit seiner aufgrund des Fristenlaufs nicht mehr zurückziehbaren Solidaritätskandidatur auf der EU-Wahlliste genug Vorzugsstimmen, um Anrecht auf ein Mandat zu haben. Nun sorgt ein Facebook-Posting für Verwirrung, in dem er ankündigt, dieses auch anzunehmen.

"Ich bin über die große Unterstützung der Bürger, welche mir mit ihren Vorzugsstimmen eindrucksvoll ihr Vertrauen ausgesprochen haben erfreut und zutiefst dankbar. Diesem großen Vertrauen der Bürger fühle ich mich Demokratiepolitisch [sic!] verpflichtet und werde daher das EU-Mandat annehmen!", heißt es im Wortlaut in dem gegen 17 Uhr veröffentlichten Eintrag, der unter anderem von "Falter"-Chefredakteur Florian Klenk dokumentiert wurde.

Keine Festlegung von Hofer und Rosenkranz

Der Eintrag sorgt auch im Nachhinein für Aufregung. Denn etwa eine halbe Stunde später war das Posting, das bereits einige, meist empörte Reaktionen gesammelt hatte, wieder verschwunden. Ob dies an einem Anruf aus der Parteizentale bei ihrem früheren Chef liegt oder andere Gründe hat, ist nicht bekannt.

Auch andere FPÖ-Spitzenfunktionäre gaben seitdem keine eindeutige Auskunft. Im Gegenteil: Der neue Parteiobmann Hofer kündigte ein Gespräch mit Strache an, verwies aber weiter darauf, dass dieser selber festlegen müsse, ob der nach Brüssel bzw. Straßburg geht. Auch Klubchef Walter Rosenkranz schlug in der "ZiB 2" in eine ähnliche Kerbe. Auch dort verwies man auf Straches "höchst persönliche Entscheidung." Nachsatz allerdings: Dieser würde wissen, "was er zu tun hat" und wolle "sicherlich die Partei nicht schädigen."

Foto: Facebook/HC Strache

Straches Verhalten auf Facebook gab in den letzten Tagen Beobachtern immer wieder Grund für Erstaunen. Am 20. Mai schrieb er etwa, dass man "die Hintermänner des kriminell erstellten Videos und Dirty Campaignins ausfindig machen" werde. Er habe sich "abseits der betrunkenen Peinlichkeiten und (…) prahlerischen Aussagen" nämlich "nichts zu Schulden kommen lassen". Eine Aussage, die nicht auf ungeteilte Zustimmung traf. Der Beitrag wurde zudem nach der ersten Veröffentlichung von Strache mehrfach ergänzt und umgeschrieben.

Eifrige Suche nach Ibiza-Hintermännern

Zudem besuchte er auch Spätnachts die Facebook-Seite des SPÖ-Spitzenkandidaten Andreas Schieder. Dieser hatte Strache in einem Posting aufgrund entsprechender Aussagen im Ibiza-Video beschuldigt, das Trinkwasser in Österreich verkaufen zu wollen. Der einstige Vizekanzler kommentierte empört, dass dies eine "billige Lüge" sei und er sogar für den Schutz des Wassers in der Verfassung eintrete.

Foto: Facebook/HC Strache

Derzeit beschäftigt er sich auf seinem Facebookprofil hauptsächlich mit Mutmaßungen über die verantwortlichen Personen hinter dem Ibiza-Video.

So teilte er einen Beitrag von "Oe24", der der Frage nachgeht, ob der österreichische Verfassungsschutz (BVT) die Falle lanciert hat. Im Folgeposting erinnert er an Koalitionsauflösungen durch die ÖVP und insinuiert ebenfalls einen Zusammenhang zu den Verantwortlichen hinter dem Video. (red, 28.05.2019)