Parteichefin Pamela Rendi-Wagner sitzt wieder fester im Sattel: Am Dienstag ist sie vom SPÖ-Vorstand einstimmig zur Spitzenkandidatin für die Nationalratswahl gekürt worden.

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Die Stimmung ist gut. Das findet Pamela Rendi-Wagner, das beteuert Thomas Drozda. Sie wird die rote Spitzenkandidatin für die Wahl, das hat der SPÖ-Vorstand am Dienstag einstimmig beschlossen. Er soll – trotz ständig anderslautender Rufe aus dem roten Off – ihr Bundesgeschäftsführer bleiben. Alles paletti also. Oder doch nicht?

Man müsse schon einiges ändern, um bei der Nationalratswahl zu reüssieren, sagt Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser – dem Wahlergebnis zufolge derzeit der erfolgreichste Sozialdemokrat Österreichs. Nach dem Platzen der Regierung sei die SPÖ zu zögerlich gewesen, ist Kaiser überzeugt. Man sei zwischen die Mühlsteine von ÖVP und FPÖ geraten. Mehr auf die Leute zugehen! Klare Ansagen! Das brauche es nun.

Ruf nach erfahrenem Personal

Georg Dornauer, SPÖ-Chef in Tirol, rät der Bundespartei, "erfahrene Menschen zu rekrutieren". Er spricht damit an, was sich auch an der Basis viele denken: Weder Rendi-Wagner noch Drozda sind aus einer der roten Strukturen – Sozialistische Jugend, rote Studierende, eine Bezirksorganisation – entwachsen, es fehlt also jemand, der aus dem Bauch der Partei kommt. Dornauer schlägt deshalb vor, den von Rendi-Wagner abgesetzten früheren Bundesgeschäftsführer Max Lercher wieder ins Boot zu holen für die neue Kampagne. Den roten EU-Wahlkampf fand der Tiroler Landeschef jedenfalls "lieblos".

Auch Kaiser drängt darauf, mehr lokale Parteiexperten zurate zu ziehen und weniger auf externe Berater zu setzen. Drodza dazu: Jede Hilfe sei ihm recht, es wäre aber schwer, einen Wahlkampf ohne Werbeagentur zu führen.

Rendi-Wagner will Erste werden

Ein paar Landeschefs seien nervös, weil die SPÖ in ihren Bundesländern bei der EU-Wahl leicht verloren habe, heißt es aus dem Umfeld der Parteispitze. Die hätten sich eben mehr erwartet und seien nun etwas enttäuscht. Ein Duo in der Bundesgeschäftsstelle – also ein zweiter Parteimanager neben Drozda – sei jedenfalls nicht geplant. Davon waren viele ausgegangen, da es in der SPÖ in der Vergangenheit recht üblich war, zwei Bundesgeschäftsführer zu haben. Es sei jedoch möglich, heißt es, dass Drozda für die Nationalratswahl eine Art Wahlkampfmanager unterstellt wird.

Rendi-Wagner will für die Wahl auf jeden Fall "den Führungsanspruch stellen" – also Erste werden. Ein konkretes Ziel für den Urnengang will sie nicht nennen. Wie Kurz soll auch die rote Parteichefin bis September durch alle Wahlkreise touren. Themen der SPÖ werden unter anderem Antikorruptionskampf und Wohnen sein. (Katharina Mittelstaedt, 29.5.2019)