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Donald Trump und Kim Jong-un sind sich einig:

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Sie beide schätzen Barack Obama und Joe Biden gering.

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Washington – US-Präsident Donald Trump hat einen erneuten Vorgeschmack auf den kommenden Wahlkampf gegeben. Bei seinem Besuch in Asien hat er in den vergangenen Tagen mehrfach seinen möglichen demokratischen Konkurrenten um das Präsidentenamt, Joe Biden, beschimpft. Immer wieder bezeichnete der 72-jährige Trump den 76-jährigen früheren Vizepräsidenten Barack Obamas als "Sleepy Joe". Bei einer Pressekonferenz am Montag sagte er zudem, er stimme einer Aussendung der nordkoreanischen staatlichen Propagandaagentur KCNA zu, die Biden ein"low IQ individual" (also "eine Person mit niedrigem IQ") genannt habe. Auf Twitter wiederholte er den Vorwurf wenig später und interpretierte die Beflegelung Bidens als Signal, wonach Nordkorea lieber ihn im US-Präsidentenamt sehe.

Die Demokraten reagierten auf die Vorwürfe naturgemäß verschnupft. Trump habe erneut gegen jahrzehntelange Gepflogenheiten verstoßen, US-amerikanische Innenpolitik nicht ins Ausland zu tragen. "Die Kommentare des Präsidenten liegen weit unterhalb der Würde seines Amtes", schrieb Bidens Kampagnenchefin Kate Bedingfield auf Twitter. Der US-Präsident habe im Ausland und am Memorial Day (an dem gefallener Soldaten gedacht wird, Anm.) "mit einem mörderischen Diktator gemeinsame Sache gemacht, um einen anderen Amerikaner anzugreifen". Das füge sich ins Bild, in dem Trump immer wieder Autokraten für sich vereinnahme, und spreche ansonsten für sich selbst.

Trump selbst reagierte mit einer weiteren Portion Zynismus auf die Vorwürfe. Er habe in seinem Tweet Biden sogar noch verteidigt, schrieb er am Mittwoch auf Twitter. Kim habe Biden als "low IQ idiot" (also als "Idioten mit niedrigem IQ") bezeichnet, er habe das als "das wesentlich weichere 'low IQ individual' wiedergegeben", so Trump zu seiner Verteidigung. "Ich habe mich damit im Ausland sogar noch hinter Sleepy Joe gestellt", schreibt er auf Twitter. Auch seine Pressesprecherin Sarah Huckabee Sanders stimmte Trump vor Journalisten zu. Trump und Kim seien "in ihrer Beurteilung von Herrn Biden einer Meinung".

Trump sieht laut Medienberichten Biden, der in allen Umfragen für die demokratische Präsidentschaftsnominierung deutlich führt, als einen seiner gefährlichsten Konkurrenten an. Daher hat er sich früh auf Angriffe auf den Demokraten spezialisiert.

Biden liegt in Umfragen, die ihn Trump gegenüberstellen, dennoch weiterhin deutlich in Führung. Die Umfrageplattform "Real Clear Politics", die Durchschnittswerte aus verschiedenen Befragungen ermittelt, sieht Biden landesweit mit einem Abstand von rund acht Prozentpunkten voran. Bidens demokratischer Konkurrent Bernie Sanders würde Trump den gleichen Zahlen nach um fünf Prozentpunkte schlagen, die Kandidatinnen Elizabeth Warren und Kamala Harris jeweils um ein bzw. zwei Prozentpunkte. (mesc, 29.5.2019)