Straches Facebook-Seite ist ein mächtiges Tool für die FPÖ.

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Heinz-Christian Straches Facebook-Seite ist ein mächtiges Mittel, um Wähler und Personen, die es noch werden sollen, anzusprechen. Lange Zeit hatte er die meisten Fans unter Österreichs Politikern, bis er vor kurzem von ÖVP-Chef Sebastian Kurz überholt wurde. Nach Straches Rücktritt als Vizekanzler und FPÖ-Chef stellt sich nun die Frage, wer die Kontrolle über die Facebook-Seite hat.

Bericht: Nur mehr Strache verantwortlich – FPÖ dementiert

Laut einem Bericht von oe24.at soll Strache den offiziellen FPÖ-Administratoren den Zugriff auf die Seite entzogen haben. Unter Berufung auf Parteikreise heißt es, dass er nun allein für die Inhalte verantwortlich sei. Wäre das tatsächlich der Fall, hätte Strache seiner Partei einen der wichtigsten Kommunikationswege entrissen. Und es hätte auch eine rechtliche Dimension – denn war bisher die FPÖ für rechtswidrige Inhalte auf der Seite verantwortlich, würde nun Strache persönlich haften, wie Medienrechtsanwältin Maria Windhager erklärt.

Von der FPÖ wird diese Darstellung jedoch auf Anfrage des STANDARD dementiert – es handle sich lediglich um ein Gerücht, sagt ein Sprecher. Die "Transparency"-Angaben der Facebook-Seite dürften das decken: Daraus geht hervor, dass es insgesamt noch neun Administratoren in Österreich gibt, die die Seite verwalten können. Zudem wird im Impressum die FPÖ weiterhin als Inhaber angegeben.

Strache selbst stellt es ein wenig anders dar. Gegenüber ORF-Moderator Armin Wolf erklärte er: "Die H.-C.-Strache-Seite war immer meine Facebook-Seite. Und die Administration unterliegt natürlich mir persönlich beziehungsweise den von mir zusätzlich eingesetzten Administratoren!" Der angefragte Sprecher wollte keine weiteren Stellungnahmen dazu abgeben.

Parteien stecken viel Geld in Facebook

Welche Rolle Facebook für die Parteien spielt, zeigt sich auch an den Werbeausgaben, die sie in die Verbreitung der Inhalte stecken. So gelang es Sebastian Kurz kürzlich zum ersten Mal, Strache in puncto Fans zu überholen – unter anderem nachdem die ÖVP an einem einzigen Tag über 26.000 Euro für Werbeanzeigen auf der Plattform ausgegeben hat. Das geht aus dem offiziellen Facebook-Werbebericht hervor. Die Parteien haben in den vergangenen Wochen mehrere zehntausend Euro auf Facebook investiert.

Strache ändert Narrativ zu Ibiza-Gate

Strache nutzt seine Facebook-Seite seit dem Ibiza-Gate, um einerseits den Schaden zu begrenzen, andererseits aber auch, um seinem Ärger freien Lauf zu lassen und den Erstellern des berüchtigten Videos die Schuld zuzuweisen. So spricht der Ex-FPÖ-Chef regelmäßig von einer Schmutzkübelkampagne.

Bei seinen Fans gewinnt er viel Zuspruch, die mit blauen Herzen und Kommentaren wie "Jetzt erst recht" ihre Solidarität aussprechen. Eine Vorzugsstimmenkampagne führte dazu, dass Strache nun ein Mandat im EU-Parlament zusteht. Auf Facebook lässt er weiterhin offen, ob er dieses annehmen wird oder nicht. Ursprünglich hatten die rechtsextremen Identitären dazu aufgerufen, ihm den Vorzug zu geben. (br, muz, 6.6.2019)