Ab dem Jahr 2021 gehören Einweggeschirr, Strohhalme und Wattestäbchen in der EU der Vergangenheit an, Österreich verbietet ab nächstem Jahr Plastiksackerl – aber vielen gehen diese Regelungen nicht weit genug. 59 Prozent der Österreicher wünschen sich schärfere Verbote. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage im Plastikatlas hervor, der am Donnerstag veröffentlicht wurde. Publiziert wurde der Atlas von der Umweltschutzorganisation Global 2000 und der Heinrich-Böll-Stiftung, die den deutschen Grünen nahesteht.

Ebenfalls 59 Prozent wünschen sich ein Verbot von Mikroplastik in Kosmetika und Reinigungsmitteln, das schädliche Auswirkungen auf die Tierwelt hat. Weitere 22 Prozent wollen zumindest eine Kennzeichnung von Mikroplastik. Freiwillige Lösungen zur Vermeidung von Plastik halten hingegen nur 43 Prozent für sehr oder eher sinnvoll.

Nur ein Fünftel der Abfälle recycelt

Nur aus einem kleinen Teil des in Österreich anfallenden Plastikmülls werden wieder neue Verpackungen, Flaschen, Spielzeug und Kugelschreiber. 19 Prozent des gesammelten Abfalls werden zu Rezyklat, also für die Industrie wiederverwertbarem Rohplastik. Der meiste Rest wird der "energetischen Verwertung" zugeführt – sprich: verbrannt. Die Zahlen stammen aus dem Jahr 2010, laut Global 2000 sind das die aktuellsten ganzheitlichen Daten. In Deutschland liegt die Recyclingquote bei 16 Prozent. Von den Vorgaben der EU – ab 2025 sind 50 Prozent bei Verpackungsmüll vorgeschrieben – sind beide Länder weit entfernt.

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Im Meer – hier nahe der kroatischen Insel Mljet – sollten Plastikflaschen nicht landen.
Foto: Reuters/ANTONIO BRONIC

Plastik zu verbrennen ist aber – neben der Deponierung – die schlechteste Art, Kunststoff zu verwerten. Denn geschieht dies außerhalb geeigneter Anlagen, gelangen teils hochgiftige Substanzen in die Umwelt, darunter Dioxine, Furane, Quecksilber oder Blei. Zusätzlich belastet das CO2 aus der Verbrennung die Atmosphäre.

Verpackungen schwer zu verwerten

Recyclen lässt sich Plastik am besten, wenn es sortenrein gesammelt wird. Vor allem Einwegprodukte bestehen aber meistens aus mehreren Kunststoffarten, die zusammen kaum recyclingfähig sind. Deshalb sind von den 8,3 Milliarden Tonnen Plastik, die weltweit seit 1950 hergestellt wurden, heute 75 Prozent Abfall (siehe Grafik).

Von den Autoren des nicht ganz unpolitischen Plastikatlas kommt viel Kritik an aktuellen Regulierungen, die zu kurz zielen, und an Regierungen, die sich des Problems nicht ausreichend annehmen würden. Der Atlas weist aber auch auf Lösungen hin. Staaten wie Costa Rica oder Indien planen etwa ein komplettes Verbot für Einwegplastik, in Europa haben sich 400 Städte und Gemeinden als Zero-Waste-Städte deklariert. (red, 6.6.2019)