Es hat lange gedauert – doch das Ergebnis ist zwiespältig. Als die Leitung des Volkstheaters ausgeschrieben wurde, war nicht nur Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler klar, dass die Besetzung des Hauses schwierig werden würde. Als eines von drei Wiener Repertoiretheatern hatte es das überdimensionierte und unterdotierte Haus in der jüngeren Vergangenheit nicht geschafft, ein klares Profil zu entwickeln. Zumindest die Subventionshöhe konnte Kaup-Hasler um zwei Millionen Euro anheben – die dritte verweigerte ihr Gegenüber im Bund.

Mit der Nominierung des bisherigen Dortmunder Intendanten Kay Voges zum Volkstheater-Direktor kommt jetzt endlich etwas Ruhe in das Haus am Weghuberpark. Die Umstände von Voges' Wahl geben aber zu denken: Obwohl das Besetzungsverfahren seit Monaten läuft, war er ein Kandidat der letzten Minute. Nach eigenen Angaben hat er bisher nur eine Inszenierung am Haus besucht. So sieht normalerweise eine Notlösung aus.

Hinzu kommt, dass Voges' künstlerische Ansagen die Zweifel an der Zukunft des Volkstheaters eher mehren als mindern. Genauso wie Martin Kusej, der neue Intendant des Burgtheaters, steht er für ein experimentierfreudiges, politisches Literaturtheater. Im direkten Infight kann das Volkstheater aber nur verlieren. Voges wird ein eigenes, lokal grundiertes Profil weit abseits der Burg entwickeln müssen. Hoffen wir, dass er einen Plan hat. (Stephan Hilpold, 7.6.2019)