Sudanesische Soldaten stehen im Zentrum Karthums Wache.

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Die brutale Repressionswelle der sudanesischen Militärs findet kein Ende. Während die Opposition seit Sonntag zu einem unbefristeten Generalstreik und einer "Kampagne zivilen Ungehorsams" aufrief, eröffnen Milizionäre der berüchtigten Rapid Support Forces (RSF) immer wieder das Feuer auf unbewaffnete Demonstranten, schlagen mit Stöcken auf Fußgänger ein und nehmen unter anderem auch hochrangige Oppositionsvertreter fest – auch eine Woche nach der gewalttätigen Räumung der "Revolutionsmeile" in der Hauptstadt Khartum hält die Gewalt an.

Nach Informationen des oppositionellen Zentralkomitees der Ärzte wurden in Khartum inzwischen acht Krankenhäuser geschlossen, die täglich hunderte Menschen behandeln. Auch das nationale Versorgungszentrum für Medikamente in Khartum wurde nach STANDARD-Informationen von RSF-Milizionären heimgesucht. Selbst die Beerdigungsfeierlichkeiten für einen erschossenen Demonstranten sollen von Milizionären gewaltsam unterbrochen worden sein. Die Zahl der Getöteten stieg am Montag auf 118 an, mehr als 750 Menschen wurden nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO verletzt.

Auch am Montag blieben Khartums Straßen weitgehend leer: Allerdings errichteten Jugendliche immer wieder Straßensperren, die von den patrouillierenden RSF-Milizionären unverzüglich wieder beseitigt wurden. Märkte, Banken und Geschäfte blieben fast ausschließlich zu: Das soll nach dem Aufruf des oppositionellen Sudanesischen Berufsverbandes (SPA) so lange so bleiben, bis die Militärs die Macht an eine Zivilregierung abgegeben haben.

Nach Gesprächen festgenommen

Über das ganze Land ist nach wie vor ein "Blackout" verhängt: Sowohl Internetdienste als auch Mobilfunknetze sind weitgehend blockiert. Das Staats-TV sucht den Militäreinsatz derweil mit angeblichem Drogen- und Alkoholkonsum der Demons tranten zu rechtfertigen, während der Generalstreik als Misserfolg dargestellt wird.

Nicht bestätigten Berichten zufolge traten inzwischen mehrere Mitglieder des Militärischen Übergangsrats (TMC) aus Protest gegen die gewalttätige Militäraktion zurück, auch der Polizeichef des Landes. Piloten berichteten in ausländischen Zeitungen, in den vergangenen Tagen seien mehrere Cargo-Maschinen aus Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten mit Waffen und Militärfahrzeugen in Khartum gelandet. Die Opposition startete eine Unterschriftenkampagne, wonach die von Saudi-Arabien und den Emiraten unterstützte RSF als "terroristische Organisation" international geächtet werden soll.

Bereits am Freitag war der äthiopische Premierminister Abiy Ahmed nach Khartum geflogen, um die Gespräche zwischen den Militärs und der Opposition wiederzubeleben. Kurz nach ihrer Begegnung wurden die beiden Delegierten des oppositionellen Dachverbandes "Erklärung für Freiheit und Wandel", Mohamed Esmat und Ismail Jalab, aber festgenommen.

Nachdem er die Gespräche mit der Opposition für beendet erklärte, fordert der Militärrat inzwischen die Wiederaufnahme – diese macht die Opposition jedoch von der Entwaffnung der RSF-Miliz sowie der Freilassung der politischen Gefangenen abhängig. Das Menschenrechtsbüro der Uno gab in Genf seine Absicht bekannt, eine Beobachtermission zu entsenden: Ein Antrag soll der Militärführung des Landes unterbreitet, bisher aber nicht beantwortet worden sein. (Johannes Dieterich, 10.6.2019)