Geballte Eleganz, gepflegter Komfort, unaufdringliche Sportlichkeit: Das BMW 8er Cabrio ist extrem vielseitig und ein Talent in vielen Bereichen der Fortbewegung.

Foto: Guido Gluschitsch
Grafik: der Standard

Nur ein Ausschnitt aus dem überladenen Innenraum.

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Auch von hinten ist der BMW 8er extrem fesch.

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Extrem kompromisslos sportlich.

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Fangen wir hintenherum an, was mir nicht so gut gefallen, was mich nicht überzeugt hat: die Schaltung. Nicht die Automatik an sich, acht Gänge, sehr sportlich, das ist ganz fantastisch, sondern der Schaltknauf. Und der Knopf zum Anlassen des Motors. Kein Knopf und kein Knauf, sondern funkelnde Gebilde aus Glas, wie sie der Eisprinzessin oder dem Russen oder dem Chinesen gefallen könnten. Nicht aber dem Wiener. Ist das tatsächlich von Swarovski? Dieses Chichi ist einfach too much. Das braucht doch kein Mensch. Außer der Russe und der Chinese vielleicht, aber auch diesen Kunden kann man mehr Geschmack zutrauen und zumuten. Die Anmutung dieser Zumutung wird auch dem Wagen an sich nicht gerecht, der im Großen, im Ganzen und in allen anderen Details sehr stilsicher ist. Klirr. Aber Schwamm drüber.

Diesel, aber Sechszylinder

Über die Dieselmotorisierung kann man streiten. Oder auch nicht. Zur Wahl stünde auch ein Benziner, ein V8 Motor mit 530 PS, der macht sicherlich mehr Spaß. Noch mehr Spaß. Wir aber waren mit dem Reihensechszylinder-Dieselaggregat unterwegs, und das auch noch sehr flott. 320 PS. Insgesamt aber sparsamer. Erstens in der Anschaffung. Ohne Extras kommt das 8er Cabrio mit Diesel auf 121.000 Euro, der Benziner dagegen auf 157.000 Euro. Doch ein bisserl ein Unterschied. Und dann noch der Verbrauch: Wir blieben im Schnitt unter sieben Liter. Wir sind nicht gerast, waren aber auch nicht bewusst sparsam unterwegs. Da sind sechseinhalb Liter bei dieser Größe/Gewicht/ Leistung schon ein verblüffend guter Wert, da kenn ich brave, kleinere Familienautos anderer Konzerne, die schaffen das nicht.

Die Anfahrt zu den Kollegen im Friaul nahm ich über das Kärntnerische Bogenfeld, dort lobte man mich ausgiebig für meine Geschmackssicherheit, über den Knauf hatte ich ein Tuch gebreitet.

Im Vergleich

Das 8er Cabrio hat natürlich nicht den extrem kompromisslos sportlichen Anspruch wie der Audi R8, der mich in Lonzano auch noch erwartete, er verfügt nicht ganz über den üppigen und durchaus schmeichelhaften Luxus, mit dem der Bentley aufwartet, und er hat nicht die unbeschwerte Leichtigkeit und Luftigkeit, mit denen BMW Z4 oder Jaguar F-Type ihre Insassen betören. Das 8er Cabrio kann von allem was und das überraschend gut: Luxus und Komfort sind ausreichend vorhanden, in dem Auto möchte man schon nach wenigen Kilometern einziehen. Trotz der Größe und des Gewichts und auch trotz der Dieselmotorisierung ist der BMW überraschend sportlich und wendig, das Heck ist leicht, aber der Allradantrieb gibt die Sicherheit für den Grenzbereich.

Von Bogenfeld kommend saugte ich unbeschwert die Autobahnkilometer Richtung Udine auf, bog dann nach links ab und wedelte durch die letzten Kurven der Weingärten im Collio. Erstaunlich ist die Anpassungsfähigkeit des 8er, er passt so gut in die Stadt, so gut in die Weingärten, so gut zu meinen Schultern. Man ist mit ihm jederzeit gut gekleidet – sportlich, aber nicht zu jugendlich, elegant, aber ohne auf den Putz zu hauen. Freilich, der Bentley macht mehr her, aber was sagt das über seinen Besitzer aus, außer dass er mehr Kohle macht?

Bigoli am Meer

Den Jungs, die es im Laufe des Tages und des Abends in unterschiedlichsten Verfassungen – je nach Staudauer – in Lonzano aus ihren Autos schüttelte, bereitete ich eine liebevolle Jause mit Weinbegleitung, dann schilderte jeder seine Erlebnisse und Eindrücke, alle wurden wieder locker und fröhlich, keiner hatte Grund zur Beschwerde, jedenfalls nicht, was die Wahl der Automobile betraf. Wir ließen den Abend nicht ausarten, sodass wir am nächsten Morgen fit waren, tauschten quer durch die Autos, erklommen Castelmonte und schwangen uns dort wieder hinab, jeder hatte sein Vergnügen, da war wirklich kein fades Auto dabei. Triest mit Veit Heinichen war auch noch sehr frisch und fröhlich, Bigoli am Meer und ein paar gute Geschichten, und nach all den Erlebnissen und Erfahrungen, dem Röhren des R8 und dem dumpfen Donner des Bentley setzte ich mich wirklich gerne wieder in den 8er, lupfte das Dach und machte mich gerührt auf den Weg Richtung heimwärts, nicht nur, weil mich dort meine Lieben erwarteten, sondern auch weil, wir unter Kollegen ein paar nette Tage verbracht hatten, bestens motorisiert. (Michael Völker, 19.6.2019)