Grüßte die bunte Schar: der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn.

Screenshot: tvthek.orf.at

Am Ende kommen in der ZiB 1 meist die Skurrilitäten oder die Kultur. Am Sonntagabend berichtete man hier vom Großevent Awakening Austria in der Wiener Stadthalle. Nein, das war kein medizinischer Kongress mit dem Schwerpunkt Wachkoma – dann wäre es ja eine wissenschaftliche und ernsthafte Sache gewesen.

Es war vielmehr eine "christlich-religiöse Großveranstaltung mit Eventcharakter", wie es Susanne Höggerl in ihrer Anmoderation beschrieb. Dann sah man auch schon die Bilder der Anhänger – "vorwiegend aus Freikirchen und charismatischen Bewegungen" -, die gelöst im flackernden bunten Licht torkelten, tanzten und mit geschlossenen Augen und dem Himmel entgegengestreckten Händen zum Teil den Eindruck einer von illegalen Substanzen berauschten Menge machten. Überraschend tauchte da auch ein älterer, absolut nüchterner Herr in Schwarz im Beitrag auf der Bühne auf: Der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn grüßte die bunte Schar.

Laut Veranstalter gehe es um christliche Werte und Missionierung. Eine Theologin wurde vor der Stadthalle interviewt und fragte sich, wo da Platz für andere Religionen bleibe? Vielleicht hätte das ein anderer Mann, der auf der Bühne, aber nicht im Beitrag präsent war, beantworten können – kein älterer Herr, aber schon Altkanzler: Sebastian Kurz war da und ließ es geschehen, dass man im Gebet Gott für Kurz und dessen Weisheit dankte. Wer wird schon zum Beten in seine Kammer gehen und die Tür schließen, wie es Evangelist Matthäus vorschlägt, wenn es auch auf der Bühne geht? (Colette M. Schmidt, 17.6.2019)