N26, das sich bisher als Smartphone-Bank versteht, will künftig personalisierte Kundenservices ausbauen, um etwa bei Betrugsfällen Kunden besser betreuen zu können.

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Die Internetbanken N26, Fidor oder Revolut wachsen rasant. Die von den beiden Österreichern Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal 2013 gegründete N26 etwa zählt bereits 3,5 Millionen Kunden in 24 europäischen Ländern und wickelt mehr als 16 Millionen Transaktionen pro Monat ab.

Mit zunehmender Größe von Kundenbasis und Unternehmen mehren sich auch die Probleme. So ist N26 wegen mehrerer Themen in den Schlagzeilen.

Die deutsche Finanzaufsicht Bafin hatte kürzlich auf Mängel bei den Maßnahmen gegen Geldwäsche und Terrorfinanzierung bei N26 hingewiesen und angemessene Sicherungsmaßnahmen eingefordert. Vor allem offene Fälle von Transaktionen, die als unregelmäßig oder auffällig gelten, sollen nun rasch abgearbeitet werden, eine bestimmte Anzahl von Bestandskunden sollen neu identifiziert werden. Dafür werde N26 in einem ersten Schritt von 1000 auf 1500 Mitarbeiter aufstocken, teilte die Bank daraufhin mit.

Künstliche Intelligenz gegen Betrug

Auch ein Büro in Wien ist für Herbst 2019 geplant. Dort sollen langfristig rund 300 Mitarbeiter – Software Engineers, Product Manager und IT-Fachkräfte – arbeiten. Das Team in Wien soll die Weiterentwicklung moderner Sicherheitssysteme durch den Einsatz künstlicher Intelligenz vorantreiben, um etwa ungewollte Transaktionen noch schneller zu identifizieren und damit einen Betrug zu verhindern.

Denn auch mit Betrugsfällen hatte N26 zuletzt zu kämpfen, wie auch andere Anbieter, etwa Revolut. Laut einem Bericht von Trending Topics sollen in der jüngeren Vergangenheit rund 400 Fälle bekannt geworden sein, in denen N26-Nutzer Opfer von Betrügern geworden sind. Ein Kunde soll durch einen Betrug 80.000 Euro verloren haben. In so einer Situation will man natürlich einen Ansprechpartner, der einem hilft, die Sachlage rasch zu klären. Hier habe der Kunde aber nur Kontakt via E-Mail und Chatbos haben können. Das Wesen der Onlinebank wird hier zum Nachteil. Der Ausbau des personalisierten Kundenservices steht daher ebenfalls auf der Agenda von N26.

Banken stoppen Dienst

Nun kommen Fälle in Deutschland hinzu, bei denen Konten der Online-Banken für betrügerische Zwecke verwendet worden sein sollen. Nun haben die deutschen Volksbanken den Zahlungsverkehr mit den Direktbanken N26, Fidor, Revolut, Bunq, und Solarisbank vorübergehend eingestellt. Der Grund dafür ist, dass das Geld betrogener Volksbankkunden rasch bei den Zielkonten von N26 und Co landet und so verschoben wird. Die Erstellung solch eines Kontos geht aufgrund der einfachen Identifikationsverfahren rasch. Hier schließt sich der Kreis zur Bafin-Aufforderung, einige Bestandskunden zu überprüfen.

Überweisungen an N26 und Co müssen vorerst bei den Volksbanken extra geprüft werden. "Erst wenn der Kunde auf Nachfrage die Richtigkeit bestätige, werde das Geld freigegeben", sagt Henry Rauner, Chef der Volksbank Rottweil, zum "Handelsblatt".

Rascher Zugriff

Durch die digitale Nutzung würden Kriminelle nämlich sehr rasch Zugriff auf die Kundengelder erlangen. "Sobald die Betrüger sich erfolgreich Zugang zum Online-Banking und einem TAN-Verfahren verschafft haben, finden die Verfügungen in wenigen Minuten statt", berichtet der Sprecher der Volksbank Freiburg. Fällt der Betrug auf, ist das Geld meist schon weiter ins Ausland transferiert oder in digitale Währungen wie Bitcoin umgetauscht.

In Österreich gab es in Bezug auf N26 ebenfalls vereinzelt Beschwerden bei der Finanzmarktaufsicht FMA. Diese würden aber zur deutschen Bafin weiterverwiesen, weil N26 eine deutsche Banklizenz habe. (Bettina Pfluger, 18.6.2019)