Sehr viele neue Wohneinheiten wurden in Wien in den vergangenen Jahren freifinanziert errichtet, etwa beim Hauptbahnhof (Bild). Laut WKÖ sind nun die Mieten in diesem Segment bereits unter Druck.

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Als Mieter den Mietpreis (mit)bestimmen? Ja, das geht. In Wien war es schon in den vergangenen Jahren bei mehr als 1200 Euro teuren Mietwohnungen so, dass Mieter einen gewissen Verhandlungsspielraum hatten. In diesem Segment gibt es nämlich schon länger ein Überangebot; ein Mietanbot eines Interessenten, das unter dem Angebotspreis lag, wurde vom Vermieter oft akzeptiert.

Aufgrund der massiven Bautätigkeit in Wien in den letzten Jahren stehe "eine weitgehende Balance von Angebot und Nachfrage" bevor, und davon sind auch etwas günstigere Wohnungen betroffen, berichtete Wiens Makler-Obmann Michael Pisecky am Dienstag bei der Präsentation des neuen Immobilienpreisspiegels der Wirtschaftskammer. "Wohnungen bis 600 Euro werden uns zwar nach wie vor aus der Hand gerissen, darüber wird’s aber schon schwieriger." Der weiterhin anhaltende Trend zu Singlehaushalten wirke sich hier ebenfalls aus. Eine Wohnung um 900 Euro sei für nur eine Person meist nicht leistbar, "da braucht es schon zwei, dann geht’s wieder".

Das hohe Angebot im freifinanzierten, nicht preisregulierten Segment bringt es damit auch mit sich, dass die WKÖ – anders als etwa die Statistik Austria vor wenigen Wochen – bei den Nettomieten österreichweit einen nur leichten Anstieg von 1,24 Prozent registrierte. Und für Wien sogar einen Rückgang von drei Prozent.

Eigentum wurde neuerlich teurer

Nicht gesunken sind die Preise für Wohneigentum. Genau 2706 Euro pro Quadratmeter kostete im Vorjahr eine Erstbezugswohnung, eine gebrauchte 1695 Euro, im Schnitt, über ganz Österreich betrachtet. Der Preis der gebrauchten Wohnungen bewegte sich gegenüber 2017 um 4,2 Prozent nach oben; jenen für neues Eigentum wollte die Wirtschaftskammer in ihrem neuen Preisspiegel nicht mit den 2017er-Zahlen vergleichen, weil die Statistik bei den Lage- und Ausstattungskriterien verfeinert wurde. Im Vorjahr nannte man für 2017 einen Durchschnittspreis von 2500 Euro, das wäre ein Plus von mehr als acht Prozent.

Für Reihenhäuser wird im aktuellen Preisspiegel ein Plus von 2,5 Prozent auf 1767 Euro ausgewiesen, für Einfamilienhäuser ein Plus von 3,2 Prozent auf nunmehr 1913 Euro.

Daten aus Kaufverträgen und von Maklern

Österreichweite Durchschnittspreise sind allerdings im Wohnimmobilienbereich eher wenig aussagekräftig. In den Landeshauptstädten lagen die Preise für gebrauchte Wohnungen laut WKO zwischen 1469 (St. Pölten) und 2980 Euro (Innsbruck; siehe auch Grafik). Die Basisdaten für die Preisstatistik stammen aus dem Grundbuch. Das Grazer Unternehmen ZT Datenforum wertet die Kaufvertragssammlung aus, diese Daten werden dann mit den Angaben der österreichischen Makler bzw. Immobilientreuhänder verfeinert.

Auf diese Mischung aus quantitativer und qualitativer Erhebung ist der WKO-Fachverbandsobmann der Immobilientreuhänder, Georg Edlauer, stolz. "Unsere Preise sind direkt aus der Praxis", betonte er beim Pressegespräch am Dienstag die "einzigartige Datenqualität".

Niedrigere Preise in der WKO-Statistik

Interessant ist, dass die Kombination aus Transaktionsdaten und Maklerrexpertise (laut Edlauer wurden dazu rund 7000 Fragebögen verschickt) wesentlich niedrigere Preise ergibt, als sie beispielsweise die Statistik Austria oder das Maklernetzwerk Remax erst kürzlich vermeldeten. Beide wiesen für 2018 einen durchschnittlichen österreichweiten Wohnungseigentumspreis von mehr als 3000 Euro je m² aus.

Dieter Leitner vom ZT Datenforum erklärt die Unterschiede damit, dass man mit den Daten der Makler und Bauträger eben sehr genau herausrechnen könne, welche Fläche beispielsweise auf Zubehör (Keller, Parkplatz) entfalle. "Nur mit Transaktionsdaten könnten wir nie so sehr in die Tiefe gehen." (Martin Putschögl, 18.6.2019)