Lewis Hamilton hat den Pokal fast in Händen.

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Le Castellet / Spielberg – Weltmeister Lewis Hamilton kann die Kritik an der aktuellen Eintönigkeit der Formel 1 verstehen. "Ich sehe den Schlamassel, in dem wir stecken", sagte der Mercedes-Pilot in Le Castellet nach seinem vierten Sieg in Serie. "Aber das ist nicht die Schuld der Fahrer", betonte der WM-Spitzenreiter. Die Formel 1 bewege sich seit Jahren in einem "konstanten Kreislauf aus schlechten Entscheidungen".

Mit Mercedes dominiert Hamilton seit Anfang 2014 die Formel 1. In den vergangenen fünf Jahren holte das Team alle WM-Titel. In dieser Saison haben die Silberpfeile alle bisher acht Rennen gewonnen, Hamilton davon allein sechs. Daher wuchs zuletzt wieder der Unmut über die Vorhersehbarkeit der Motorsport-Königsklasse. "Wenn ihr Artikel schreibt darüber, dass es langweilig war, zeigt nicht mit dem Finger auf die Fahrer", verteidigte sich Hamilton nach dem 79. Sieg seiner Laufbahn.

"Wir müssen die Autos leichter machen"

Seiner Meinung nach stehen in Wahrheit die Strukturen, die noch aus der Zeit des früheren Chefvermarkters Bernie Ecclestone stammen, hinter den leicht prognostizierbaren Rennen. Die ungleiche Geldverteilung, die Schwäche des Weltverbands Fia als oberster Sportbehörde und den zu großen Einfluss der Teams auf das Regelwerk sieht der Brite dabei als Probleme. Solange sich diese Gegebenheiten nicht ändern, werde sich auch punkto Action auf der Strecke nichts ändern.

Es sei nicht seine Aufgabe, den Wandel zu erzwingen, meinte der fünfmalige Weltmeister. Dennoch begrüßte Hamilton, dass die Piloten in die Diskussionen über das Regelwerk nach 2020 eingebunden sind. Bei einem Meeting in Paris wurde vor kurzem die Deadline, bis zu der sich die Teams einigen müssen, bis Oktober ausgedehnt. Auch Hamilton nahm daran teil. "Das ist ein guter Schritt", sagte er. Ein Kerngedanke: "Wir müssen die Autos leichter machen."

Schumacher-Rekord in Reichweite

Während das neue Reglement noch immer nicht beschlussfähig ist, erscheint sportlich die Fortschreibung von Hamiltons Superserie sehr realistisch. Wenn er so weitermacht, könnte sogar Michael Schumachers Rekordmarke von 91 Siegen tatsächlich schon in dieser Saison fallen. 13 Rennen kommen 2019 noch, wenn der 34-Jährige jedes gewinnt, könnte er im Dezember in Abu Dhabi seinen 92. Erfolg feiern.

Freilich ist das eine Aufgabe von fast biblischem Charakter, denn kein Fahrer in der Geschichte der Formel 1 hat bisher mehr als 13 Rennen in einer Saison gewonnen. Hamilton kommt über die vergangenen Jahre auf einen Schnitt von zehn Siegen pro Saison, wobei er meistens aber erst in der zweiten Hälfte so richtig in Fahrt kam.

"Ich weiß, dass die Leute es nicht hören wollen. Aber von hier an wird es nur noch stärker", tönte er dementsprechend nach seinem Frankreich-Sieg. "Mein Gefühl im Auto wird immer besser, je weiter die Saison fortschreitet, speziell im Qualifying, aber auch im Rennen." Trotzdem kommen noch ein paar Schauplätze, an denen Mercedes wohl schlagbar ist – zunächst bereits am kommenden Sonntag der Österreich-Grand-Prix auf dem Red-Bull-Ring in Spielberg. (APA, 24.6.2019)