Ein "Nordkreuz"-Mitglied soll in Mecklenburg-Vorpommern eine Maschinenpistole aus Polizeibeständen entwendet haben.

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Der deutsche Inlandsnachrichtendienst hat dem Bundestag belastendes Material gegen die rechtsextreme Gruppe "Nordkreuz" vorgelegt, die hauptsächlich aus Soldaten und Polizisten besteht. Die Ermittler wollen erweiterte Überwachungsmaßnahmen gegen die Vereinigung einleiten und benötigen dafür eine Genehmigung der G10-Kommission des Parlaments, ohne die Eingriffe ins Fernmelde-, Brief- und Postgeheimnis nicht erlaubt sind.

Die Dokumente belegen, dass die über 30 Männer, gegen die wegen des Verdachts der Vorbereitung einer terroristischen Straftat ermittelt wird, zahlreiche Morde planten. So hätten sie bereits geplant, wie die Leichen entsorgt werden sollten, und zu diesem Zweck Listen möglicher Lieferanten für 200 Leichensäcke und Ätzkalk angelegt.

Bundeswehr und Polizei

Die Gruppe, die über den Kurznachrichtendienst Telegram kommuniziert, besteht großteils aus dem Umfeld von Bundeswehr und Polizei, darunter sind mehrere ehemalige sowie ein aktives Mitglied des Spezialeinsatzkommandos (SEK) des Landeskriminalamts Mecklenburg-Vorpommern. Alle Mitglieder von "Nordkreuz" haben Zugang zu Waffen, verfügen über zehntausende Schuss Munition und sind geübte Schützen.

Gegen drei "Nordkreuz"-Mitglieder ermittelt die Staatsanwaltschaft Schwerin, weil sie rund 10.000 Schuss Munition und eine Maschinenpistole aus Polizeibeständen entwendet haben sollen. Laut deutschen Sicherheitskreisen haben sie auf Polizeicomputern gezielt nach Adressen von Lokalpolitikern von SPD, Grünen, Linken und CDU gesucht und so "Todeslisten" zusammengestellt. Insgesamt sollen 25.000 "Flüchtlingsfreunde" in den ostdeutschen Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg auf der Liste stehen.

Auf NSU-"Todesliste" stand auch Lübckes Name

Die Terrorgruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) sammelte bis zu ihrem Auffliegen im Jahr 2011 Angaben über etwa 10.000 Personen, darunter fast 400 Adressen von Parteien, Politikern, Militärstandorten und jüdischen Einrichtungen. Auf der NSU-Liste stand auch der Anfang Juni ermordete CDU-Politiker Walter Lübcke. (red, 28.6.2019)