In der Bibel kommen sie nicht unbedingt besonders gut weg: Die Philister werden in den alttestamentarischen Geschichten geradezu als Bösewichter beschrieben. Ihr prominentester Vertreter, dem David die Stirn bot und der im legendären Zweikampf trotz seiner goliathischen Größe verlor, gilt heute als sprichwörtlicher Riese. Archäologisch tritt das Volk ab dem Ende des 12. Jahrhunderts vor unserer Zeitrechnung in Palästina in Erscheinung. Obwohl der fruchtbare Süden der levantinischen Küste zu dieser Zeit unter ägyptischer Schirmherrschaft stand, gelang es den Philistern, sich in der Region anzusiedeln und mehrere Stadtstaaten zu errichten.

Ihre Zentren waren Aschdod, Aschkelon, Ekron, Gat und Gaza, die gemeinsam eine Art Konföderation bildeten und zumindest nach Darstellung der Bibel mit den Israeliten und Kanaanitern über mehrere Jahrhunderte hinweg immer wieder in kriegerische Konflikte gerieten. Die Ägypter zählten sie zu den sogenannten Seevölkern – woher die Philister letztlich tatsächlich kamen, ist nach wie vor ein Rätsel.

DNA-Proben aus einem weitläufigen Friedhof in Aschkelon lieferten Forschern nun erstmals Hinweise auf die Herkunft der Philister.
Foto: Melissa Aja

Ausgrabungen eines umfangreichen Philisterfriedhofs in der israelischen Hafenstadt Aschkelon lieferten 2016 zwar viele Informationen über die Bestattungskultur und Lebensweise dieses Volkes – anscheinend hatten sie es damals reichlich schwer -, das Mysterium ihrer geografischen Herkunft konnten die Funde jedoch auch nicht klären.

DNA aus Südeuropa

Ein internationales Forscherteam könnte nun jedoch auf Basis von DNA-Untersuchungen von Funden in Aschkelon zumindest plausible Hinweise auf den Ursprung dieses rätselhaften Volks gefunden haben: Die Wissenschafter rund um Michal Feldman vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte stellten fest, dass in der Küstenstadt zu der Zeit, für die die Ankunft der Philister angenommen wird, zahlreiche Menschen europäischer Herkunft sesshaft wurden.

Die genetischen Analysen auf Basis von zehn Individuen aus Aschkelon lassen jedenfalls den Schluss zu, dass die Vorfahren der Philister zu Beginn der Eisenzeit den Weg über das Mittelmeer an die Levante gefunden haben dürften.

"Diese genetischen Kennzeichen weisen eindeutig auf einen europäischen Ursprung hin. Das Timing passt zu bisherigen Annahmen aufgrund archäologischer und textlicher Befunde, wann die Philister die levantinische Küstenregion erreicht haben könnten", meint Feldman. "Unsere These auf Grundlage der Genanalysen geht von einer südeuropäischen Herkunft aus. Zukünftige Untersuchungen sollten den Ursprung dieser Population in Aschkelon wohl noch genauer identifizieren können."

Parallelen zu antiken Texten

Die im Fachjournal "Science Advances" vorgestellten Erkenntnisse passen durchaus zu den antiken Bibeltexten, wonach die Philister aus Caphtor kamen, einer bronzezeitlichen Bezeichnung für Kreta. Ägyptologen haben in der Vergangenheit aus Texten des 12. Jahrhunderts vor unserer Zeitrechnung ähnliche Schlüsse gezogen. Dort werden regelmäßig die Peleset erwähnt, ein Volk, das nach Berichten der alten Ägypter von den "Inseln" kam und die Küsten des östlichen Mittelmeers terrorisiert haben soll.

Ein Kindergrab der Philister in der Hafenstadt Aschkelon.
Foto: Ilan Sztulman

Tatsächlich stellten Wissenschafter aufgrund von archäologischen Befunden fest, dass sich die Lebensweise der Menschen rund um das spätere Aschkelon im 12. Jahrhundert vor unserer Zeit dramatisch verändert hat. Ein Zusammenhang mit der Ankunft der Philister sei demnach naheliegend, vermutet das Team um Feldman.

Die neue genetische Studie liefert nach Ansicht der Wissenschafter einen bedeutenden Beitrag dazu, die Theorien über die Herkunft der Philister zu untermauern. All diese Informationen sprechen immer mehr dafür, dass die späteren Philister am Übergang von der Bronzezeit zur Eisenzeit letztlich aus dem östlichen Mittelmeerraum gekommen sind. (Thomas Bergmayr, 3.7.2019)