Yosef Garfinkel von der Hebrew University in den mutmaßlichen Überresten der Stadt Ziklag.
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Jerusalem – Vor kurzem bestätigte eine genetische Untersuchung die bereits seit langem gehegte Vermutung, dass die Philister, die in der Bibel häufig eine eher unrühmliche Rolle spielen, ursprünglich aus Europa kamen. Im Alten Testament werden die Philister meist als erbitterte Feinde der Hebräer dargestellt. Ihr prominentester Vertreter ist wohl der Riese Goliath, der im Buch Samuel dem jungen König David mit seiner Steinschleuder im Zweikampf unterliegt.

Nun haben Archäologen in Israel die Überreste einer schon in der Heiligen Schrift erwähnten Philister-Stadt entdeckt. Der Fundort namens Khirbet al-Rai befinde sich nahe Kirjat Gat im Zentrum Israels, teilten am Montag Forscher der israelischen Altertumsbehörde, der Hebräischen Universität in Jerusalem und der Macquarie Universität in Sydney mit.

Video: Überblick über die Ausgrabungsstätte Khirbet al-Rai.
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Lange Suche nach Ziklag

Zwölf frühere vermeintliche Fundorte waren von Archäologen wieder verworfen worden. Im ersten Buch Samuel flieht der spätere König David vor König Saul aus Israel, weil dieser ihm nach dem Leben trachtet. David findet Zuflucht in Ziklag, das ein Philisterkönig aus dem Nachbarort Gath regiert. Saul lässt von einer weiteren Verfolgung ab und schließlich wird David nach Sauls Tod in Hebron zum König gekrönt. David schlägt Ziklag dem jüdischen Königreich zu.

Die nun entdeckte Siedlung erfüllt das aus Sicht der Forscher zwingende Kriterium, sowohl Spuren der Philister als auch Hinterlassenschaften aus der Zeit von Davids Herrschaft aufzuweisen. Insbesondere zeigen C-14-Untersuchungen, dass Khirbet al-Rai aus dem 10. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung stammt und damit König Davids Zeit.

Zu den relevanten Funden zählen massive, weitläufige Steinkonstruktionen und die für die Philister einzigartigen Keramiken – darunter Schalen und Öllampen. Menschliche Überreste fanden sich allerdings noch keine. Die Forscher glauben aufgrund dieser Entdeckungen, diesmal den im Alten Testament beschriebenen Ort tatsächlich gefunden zu haben.

Die Archäologen entdeckten unter anderem zahlreiche Tongefäße.
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Sollten die Forscher Recht behalten, würde dies die These untermauern, dass David (so er tatsächlich existiert hat, manche Forscher sind skeptisch) mehr als nur ein lokaler Stammesführer auf einem Hügel war, wie einige Forscher behaupten. Es würde vielmehr die Theorie unterstützen, dass er tatsächlich über ein vereinigtes Königreich im Gebiet von Judäa herrschte, meinen die Wissenschafter. (red, APA, 9.7.2019)