Man nehme einen Mini-Dreitürer, räume die Antriebstechnik raus und ersetze sie gegen Batterien und Elektromotor – fertig ist der E-Mini, korrekt: Mini Cooper SE, das zweite rein elektrische Fahrzeug des BMW-Konzerns nach dem allerdings schon seit Ende 2013 auf dem Markt befindlichen i3.

Der Elektro-Mini sieht aus wie ein, Überraschung: Mini. Um ihn als Stromer identifizieren zu können, haben ihm die Designer etliche Akzente in "energetischem Gelb" verpasst.
Foto: Andreas Stockinger

Weltpremiere feierte der bisher ökologisch korrekteste Mini soeben in Rotterdam. Die Raffinerie dort tangiert ihn nicht, einen Containerhafen indes wird er wohl benötigen, denn er bleibt nicht nur in Europa, sondern soll die frohe Botschaft in die Welt hinaustragen, dass nämlich der kleine Lord jetzt auch unter Strom steht.

Grafik: der Standard

Rotterdam also. Austragungsort war die Eventlocation Cruise Terminal, Heerscharen von Journalisten waren geladen, fast konnte man die aktuelle Führungskrise bei BMW vergessen. Im Parterre hatte man zum Ereignis passend eine Leistungsschau zusammengestellt, mit sämtlichen elektrifizierten Autos aus dem Konzern, um die Aussage zu untermauern, 2018 sei man diesbezüglich der absatzstärkste Hersteller in Europa gewesen. Im Stiegenaufgang harrte dann der Original-Mini von 1959 (60-Jahr-Jubiläum!), und dann ging es eh schon nach oben, zur Carrera-Rennbahn in Lebensgröße, auf der zwei SEs von links und rechts anrollten, um sich auf der Bühne zu vereinen.

Strategischer Spannungsbogen

BMW-Vertriebsvorstand Pieter Nota hatte als Holländer quasi ein Heimspiel, pries Rotterdam als ein geradezu mustergültiges Biotop für die Mobilität der Zukunft und erläuterte auch gleich den strategischen Spannungsbogen, in dem der E-Mini seinen Platz findet.

BMW-Vertriebsvorstand Pieter Nota erläutert die Pläne.
Foto: Andreas Stockinger

Nachher im direkten Gespräch umriss er noch ein paarmal in mantrischer Wiederholung, der deutsche Konzern werde bis 2023 – zwei Jahre früher als geplant – 25 elektrifizierte Fahrzeuge auf den Markt bringen, je etwa die Hälfte als Plug-in-Hybride und batterieelektrisch angetrieben. Und er hielt sich zwar hinsichtlich weiterer Elektro-Minis nach der beliebten Methode "schmeck's" bedeckt, man kann sich angesichts der 25 aber auch so ausrechnen, dass da noch etwas kommt, nämlich bald.

Ökofahne

Bis dahin wird der Cooper SE bei Mini die Ökofahne hochhalten. Was die Konfiguration betrifft, so wurde das bei Plug-in Vorexerzierte – die Technik von einem BMW (225xe Active Tourer) in einen Mini (Cooper S E Countryman) transferieren – wiederholt. Beim Cooper SE war der i3 der Organspender, entsprechend bekannt wirkt das Paket: Batterien mit 32,6 kWh Bruttoenergiegehalt, und der 135 kW (184 PS) starke E-Motor liefert Saft und Kraft an die Vorderräder.

So schaut er Elektro-Mini innen aus.
Foto: Andreas Stockinger

Weil die Akkus T-förmig im Fahrzeugboden zwischen den vorderen und unterhalb der hinteren Sitzplätze untergebracht sind, konnte das Kofferraumvolumen des normalen Dreitürers beibehalten werden (211 bis 731 Liter), allerdings musste die Karosserie um 18 Millimeter angehoben werden. Laden an der Haushaltssteckdose dauert elf bis zwölf Stunden, an der Wallbox ist der Mini bei elf kW in 2,5 Stunden zu 80 Prozent voll, beim Gleichstromschnellladen (max. Leistung: 50 kW) vergehen dazu 35 Minuten, und die WLTP-Reichweite beträgt 235 km.

Meilenstein

Mini und E-Mobilität, damit noch einmal kurz zurück zu Pieter Nota, passe "wie die Hand in den Handschuh". Der Cooper SE sei ein perfektes Auto für urbane Zonen und zugleich ein Meilenstein in BMWs Elektrifizierungsstrategie. Und offenbar ist das Interesse enorm – schon 40.000 Absichtserklärungen sind eingegangen, ohne dass das Auto jemand gesehen hat, gefahren ist. Warum aber ein E-Mini auf Drei-, nicht auf Fünfsitzerbasis? "Weil er das Herz der Marke ist." Den größten Markt ortet Nota in Europa, aber auch in den USA und Asien solle der Stromer aus Oxford reüssieren. (Andreas Stockinger. 23.7.2019)

Die Minis auf der Carrera-Rennbahn in Lebensgröße.
Foto: Andreas Stockinger