Wie hat man Christian Thielemann und die Staatskapelle Dresden gefeiert, als sie nach dem Weggang der Berliner Philharmoniker aus Salzburg die Osterfestspiele vor dem Aus bewahrten! Es schien eine Traumbeziehung. Plötzlich engagiert die Politik jedoch Nikolaus Bachler, der nun als künstlerischer Gesamtleiter naht, obwohl Thielemann signalisiert hat, mit ihm nicht arbeiten zu wollen. Der Konflikt eskaliert. Thielemann beansprucht alleinige Entscheidungsbefugnis über das Programm und will "Lohengrin" aufführen. Bachler legt sein Veto ein. Eine nahende Aufsichtsratssitzung soll den Konflikt klären. Dieser eskaliert nun jedoch durch die Staatskapelle selbst weiter, was Thielemanns Position schwächt.

Großes Festspielhaus in Salzburg.
Foto: APA/BARBARA GINDL

Sein eigenes Orchester stellt seine alleinige Entscheidungskompetenz infrage. Auch deutet es Freude über die weitere Zusammenarbeit mit Salzburg an, ohne Thielemanns Namen zu erwähnen. Die Osterfestspiele wiederum ermahnen das Orchester: Der Salzburg-Verbleib der Staatskapelle sei quasi an Thielemanns Verbleib gebunden.

Die Gemengelage wirkt unübersichtlich und peinlich. Es scheint, als würde die Staatskapelle von Thielemann abrücken, um in Salzburg bleiben zu können. Bachler will aber angeblich die Berliner zurückholen und das Festival neu strukturieren. Es wird Zeit, dass er und die Politik ihr beredtes Schweigen brechen und ihre Pläne offenlegen. Der aktuelle Konfliktzustand beschädigt alle Beteiligten. (Ljubiša Tošić, 29.8.2019)