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Auf den Bahamas hat der schlimmste Hurrikan seit dem Beginn moderner Aufzeichnungen mit zerstörerischen Winden und Sturmfluten große Schäden verursacht.

Foto: AP/Ramon Espinosa

Nassau – Hurrikan Dorian hat auf den Bahamas schwere Schäden angerichtet – und seine Ausläufer bedrohen auch die Südostküste der USA. Auf der karibischen Inselgruppe südöstlich der Küste Floridas hinterließ der Wirbelsturm schwere Zerstörungen. Teile Grand Bahamas wurden großflächig überschwemmt. Mindestens fünf Menschen starben Behördenangaben zufolge auf den benachbarten Abaco-Inseln.

Nach ersten Erkenntnissen gab es zahlreiche Verletzte, wie Regierungschef Hubert Minnis am Montag in New Providence sagte. Etwa 13.000 Häuser wurden demnach beschädigt oder zerstört. Minnis bezeichnete den Wirbelsturm, der Windgeschwindigkeiten von fast 300 Stundenkilometern erreicht hatte, als "historische Tragödie" für die zwischen Kuba und Florida gelegene Inselgruppe. Am Dienstagvormittag gab es zunächst keine Neuigkeiten zu Schäden und Rettungseinsätzen auf den Bahamas. Der Minister für nationale Sicherheit, Marvin Dames, sagte aber, die Zahl der Todesopfer werde steigen. Unter den fünf bestätigten Toten seien Kinder, zitierte ihn die Zeitung "The Nassau Guardian". Es handle sich um "eine Krise epischer Ausmaße".

Der US-Wetterdienst NOAA flog für Messungen durch das Auge des Hurrikans.
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Nach dem Eintreffen auf den Bahamas schwächte sich der Sturm nach und nach ab. Am Dienstagmittag entwickelte er nach Angaben des Nationalen Hurrikanzentrums Windböen mit einer Geschwindigkeit von 175 Kilometern pro Stunde. Damit wurde er zu einem Hurrikan der Kategorie zwei herabgestuft. Die Werte lagen aber nur knapp unter der Schwelle zur Kategorie drei. Die Experten mahnten, der Sturm sei weiterhin extrem gefährlich.

Katastrophe auf Abacos, banges Warten in Florida

Auf den Abaco-Inseln liefen die Rettungsarbeiten mittlerweile an, Entwarnung gab es auch dort aber noch nicht, weil sich der Hurrikan sehr langsam fortbewegte. Auch Einsatz- und Rettungskräfte mussten Schutz suchen. Sie riefen die Bevölkerung dazu auf, einen Hammer bei sich zu tragen, sollten man sich aus seinem Zufluchtsort befreien müssen, und aufblasbare Rettungsreifen bereitzuhalten.

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Auf den Bahamas kam es zu Überflutungen, mindestens fünf Menschen starben.
Foto: Reuters

Genaue Informationen gibt es aktuell aber kaum, da der Hurrikan inselweite Stromausfälle verursachte und die Kommunikationsleitungen unterbrochen wurden. Laut Rotem Kreuz hat der Sturm auf den Bahamas "großen Schaden angerichtet": Bis zu 13.000 Häuser seien schwer beschädigt oder zerstört worden. "Wir haben noch kein vollständiges Bild von dem, was passiert ist", sagte Sune Bülow, Leiter der Notfalleinsatzzentrale.

Nach den Bahamas dürfte Dorian Kurs auf das Küstengebiet vor Florida nehmen, sein genauer Weg aber blieb ungewiss. Nach Einschätzung des NHC dürfte der Hurrikan in der Nacht auf Dienstag und bis Mittwoch der Küste Floridas "gefährlich nahe" kommen. Für weite Teile der Küste galten weiter Hurrikan-Warnungen. Florida, Georgia und South Carolina ordneten Zwangsevakuierungen küstennaher Gebiete an. Hunderttausende Menschen waren davon ab Montagmittag betroffen.

Mit 300 Stundenkilometern unterwegs

Dorian hatte mit Windgeschwindigkeiten von fast 300 Stundenkilometern die Bahamas erreicht, verlor jedoch später an Kraft und wurde von der höchsten Stufe fünf auf vier herabgestuft. Trotzdem drohten bei einer Windgeschwindigkeit von bis zu 250 km/h weiter "katastrophale Schäden". Auf Videoaufnahmen waren meterhohe Sturmfluten zu sehen, die teilweise bis zu den Dächern von Holzhäusern aufstiegen. Am Dienstag nahm die Kraft des Sturms weiter ab und er wurde auf Kategorie drei herabgestuft. Er erreicht jetzt Windgeschwindigkeiten von bis zu 200 km/h.

Ein Satellitenfoto zeigt den Sturm Dorian.
Foto: APA/AFP/NOAA/RAMMB/HO

Experten des NHC in Miami warnten zuvor, dass den nur knapp über Meereshöhe liegenden Inseln lebensgefährliche Sturmfluten von bis zu sieben Meter Höhe und heftige Regenfälle drohten.

Banges Warten in Fort Lauderdale.
Foto: APA / AFP / EVA MARIE UZCATEGUI

800.000 Einwohner von South Carolina evakuiert

Mit Zwangsevakuierungen von hunderttausenden Küstenbewohnern bereiteten sich die USA auf die Ankunft von Dorian vor. Nach einer Anordnung von South Carolinas Gouverneur Henry McMaster mussten rund 800.000 Einwohner ab Montagmittag ihre küstennahen Häuser und Wohnungen verlassen. Entsprechende Maßnahmen galten auch für mehrere Küstenbezirke in Georgia und Florida.

Floridas wichtigster Flughafen in Orlando stellte wegen des Hurrikans seinen Betrieb ein. Beamte teilten am Montag mit, dass kommerzielle Flüge ab Dienstag, 2 Uhr Ortszeit wegen des Hurrikans untersagt seien.

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In den USA bereitet man sich auf die Ankunft des Hurrikans Dorian vor.
Foto: REUTERS/Marco Bello

Dabei dürfte den USA der schlimmste Fall noch einmal erspart bleiben. Ursprünglich wurde damit gerechnet, dass Dorian Montagabend oder Dienstagfrüh in Florida auf das Festland treffen würde – dort dürfte er nach aktuellen Pfadberechnungen nun aber vorbeiziehen. Allerdings sind Küstengebiete in Florida aller Voraussicht nach von den Ausläufern dennoch betroffen. Zudem soll der dann geschwächte Sturm im späteren Verlauf der Woche, vermutlich in South Carolina, doch noch auf US-Festland treffen.

US-Präsident Donald Trump hatte am Sonntagabend mit der Prognose für Verwirrung gesorgt, der Hurrikan werde auch die Bundesstaaten Georgia und Alabama treffen. Ersteres bestätigten Experten, in Alabama sorgte die Rede allerdings für Verwirrung. Die örtliche Katastrophenbehörde des 600 Kilometer von der Ostküste entfernten Staates teilte mit, in Alabama würden nur wenige Auswirkungen spürbar sein. Trump beharrte wenig später bei einer Pressekonferenz dennoch darauf, dass "Alabama absolut auch etwas abkriegen wird". (APA, red 3.9.2019)