Taunus – Die österreichischen Medienvertreter waren vermutlich eh nicht auf ein Feuerwerk der positiven Überraschungen bei der Präsentation des überarbeiteten Astra eingestellt. Als aber die Runde machte, dass es den kompakten Opel nun mit CVT-Getriebe geben wird, ist doch dem einen oder anderen das Kinn auf die Knie geknallt. Das stufenlose Getriebe ist in Asien recht beliebt und wird vor allem gerne in Hydridmodellen verbaut. Bei uns ist es immer noch recht unbeliebt.

Das Facelift des Astra erkennt man an der neuen Spange im Kühler und an den sparsameren Motoren. Ganz neu ist das CVT-Getriebe.
Foto: Opel
Grafik: der Standard

Der Nachteil des CVT-Getriebes ist, dass es den Motor immer im idealen Drehzahlband arbeiten lässt. Störend ist das beim starken Beschleunigen, weil dann der Motor permanent im Bereich der Maximaldrehzahl herumheult. Der große Vorteil des CVT-Getriebes ist, dass es den Motor immer im idealen Drehzahlband arbeiten lässt. Damit lässt sich herrlich Spritsparen, weil man so bei Gleitfahrt, wenn weder viel Leistung noch Drehmoment abgerufen werden, der Motor sparsam immer im Drehzahlkeller laufen kann.

3-Zylinder-Motoren

Letzteres war Opel bei der Weiterentwicklung des Astra das wichtigste Anliegen – also den Verbrauch weiter runterzukriegen. Weil die Kinnladeln jetzt eh schon maximal ausgefahren waren, gab es auch keine weiteren Reaktionen auf die Nachricht, dass ausschließlich Drei-Zylinder-Motoren angeboten werden: Vier Benziner und drei Diesel, alle aus Aluminium.

Der Innenraum des neuen Astra.
Foto: Opel

Erstere gibt es mit 1,2 Liter Hubraum und 110 bis 145 PS mit Sechsgangschaltung sowie mit einem 145 PS starken 1,4 Liter großen Otto, der dann an dem CVT-Getriebe hängt. Die beiden Diesel-Motoren haben 1,5 Liter Hubraum und leisten 105 oder 122 PS, wobei der schwächere Selbstzünder nur mit einer Sechsgangschaltung verfügbar ist. Beim stärkeren Diesel wählt man zwischen Handschalter und einer neuen Neun-Stufen-Automatik. Übrigens, die gute Nachricht, aus dem Werk in Wien-Aspern werden ein paar der Handschaltgetriebe beigesteuert.

Dennoch gingen die Lobpreisungen von bis zu 19 Prozent weniger Ausstoß an Kohlendioxid, der vorbildlichen Aerodynamik und die obligatorische Huldigung des Matrixlichts und der AGR-Sitze fast unter.

AGR steht übrigens für Aktion gesunder Rücken, was vom Coolnessfaktor, im Vergleich zu einer Sportschale von Recaro, ungefähr so ist, wie wenn man ein CVT-Getriebe an einem Dreizylinder mit einem Sechszylinder-Boxer samt Sportautomatik vergleicht.

Auch wenn die rohen Daten gar beider erscheinen, fährt sich der Astra ganz schon frech. Opel hat da eben auch am Fahrwerk nachgebessert.
Foto: Opel

Doch die gelebte Praxis hält sich halt dann doch nicht immer an die Erwartungen. Und das beweist der Astra geradezu mit einem Lächeln, wie wir auf den ersten Kilometern merken.

Klassenbester

Das feine Sitzen war dabei nicht die große Überraschung, sondern vor allem das CVT-Getriebe hat uns von den AGR-Stühlen gerissen. Es nervt nämlich überhaupt nicht, und Opel hätte nicht einmal gefakte Gangstufen hinterlegen müssen. So fein hat das für unseren Geschmack noch niemand hinbekommen. Und die Dreizylinder profitieren in ihrer Laufruhe von einer gegenläufigen Ausgleichswelle. Da blieben sie dann halt gleich offen, die Münder der Medienvertreter. (Guido Gluschitsch, 18.9.2019)