Neben Hassa al-Mansouri (mitte) flogen die US-Astronautin Jessica Meir und der russische Kosmonaut Oleg Skripotschka zur ISS.
Foto: APA/AFP/POOL/MAXIM SHIPENKOV

Baikonur – Der erste arabische Astronaut ist vorübergehend Teil der Crew der Internationalen Raumstation (ISS): Der 35-jährige Hassa al-Mansouri aus den Vereinigten Arabischen Emiraten erreichte am Mittwoch die ISS nach sechsstündiger Anreise vom kasachischen Weltraumbahnhof Baikonur. Mit an Bord der Sojus MS-15 befanden sich außerdem die US-Astronautin Jessica Meir und der russische Kosmonaut Oleg Skripotschka.

Auf der ISS arbeiten derzeit drei Amerikaner, zwei Russen und ein Italiener, die die Neuankömmlinge Willkommen hießen, wie US-Raumfahrtbehörde Nasa per Kurznachrichtendienst Twitter verkündete. Mit der neuen Besatzung dürfte es dann enger werden im Außenposten der Menschheit. 2009 hielten sich dort aber einmal kurzzeitig sogar 13 Menschen auf. Al-Mansouri bleibt allerdings nur acht Tage im Weltall. Am 3. Oktober wird er mit zwei weiteren Raumfahrern wieder auf der Erde erwartet.

Experimente und Tour durch die Raumstation

Der 35 Jahre alte Hassa al-Mansouri begann seine Karriere bei der emiratischen Luftwaffe als Pilot in F16-Kampfflugzeugen und trainierte unter anderem mit Piloten der USA und anderer NATO-Staaten. Nach 14 Jahren bei der Luftwaffe wechselte er in das Raumfahrt-Programm. Während seiner acht Tage an Bord der ISS soll er an Forschungseinsätzen teilnehmen, Experimente durchführen und seinen Kollegen auf der Erde eine Tour der Raumstation auf Arabisch geben.

Sojus MS-15 kurz vor dem Andocken am ISS-Modul Swesda.
Foto: Nasa

In seinem zehn Kilogramm schweren Gepäck hat Al-Mansouri einem Bericht der emiratischen Zeitung "The National" zufolge unter anderem die Flagge der Vereinigten Arabischen Emirate sowie ein Foto von deren Gründervater, Scheich Zayed bin Sultan Al Nahyan. Mit dabei hat er außerdem landestypische Speisen, die den weiteren Astronauten der ISS als Teil eines Kulturaustauschs serviert werden sollen. Dazu kommen Materialien für wissenschaftliche Experimente.

Aus seiner Aufregung vor dem Start in Richtung ISS machte Al-Mansouri kein Geheimnis. Er empfinde ein "unbeschreibliches Gefühl von Ehre und Ehrfurcht", schrieb Al-Mansouri bei Twitter. "Heute trage ich die Träume und den Ehrgeiz meines Landes zu einer völlig neuen Dimension." Er bat um göttlichen Beistand für die Mission und unterzeichnete den Tweet mit "euer Bruder Hassa al-Mansouri".

Legendäre Startrampe

Mit dem Start des Sojus-Raumschiffes MS-15 ging zugleich eine Ära vorerst zu Ende. Von der historischen Rampe startete Juri Gagarin am 12. April 1961 als erster Mensch ins All. Der Startplatz soll nun modernisiert werden, damit von dort aus künftig neuere Raketen abheben können. Bis 2023 will Roskosmos eigenen Angaben zufolge die Rampe umbauen. Der Weltraumbahnhof wird in dieser Zeit aber nicht geschlossen: Er verfügt über einen weiteren Startplatz.

Es war der vorerst letzte Start von der historischen Startrampe Nr. 1 am Weltraumbahnhof Baikonur. nun soll der Startplatz, von dem aus Juri Gagarin am 12. April 1961 als erster Mensch ins All flog, modernisiert werden.
Foto: NASA/Bill Ingalls

Die Vereinigten Arabischen Emirate sind bei dieser Millionen-Investition Partner. Das Land beteiligt sich Roskosmos zufolge neben Russland und Kasachstan an den Kosten von 87 Millionen US-Dollar (79,07 Mio. Euro). Russland will künftig anderen Ländern anbieten, von Baikonur aus ins All abzuheben. Außerdem sollen zwei Rampen mehr Sicherheit geben, falls eine ausfallen sollte.

In der Vergangenheit gab es immer wieder die Befürchtung, dass der legendäre Startplatz Nr. 1, der auch "Gagarin-Start" genannt wird, geschlossen werden könnte. Von dort war am 2. Oktober 1991 auch der "Austronaut" Franz Viehböck zur damaligen russischen Raumstation Mir aufgebrochen. 1957 hoben dort auch die erste Interkontinentalrakete R-7 und der erste Satellit "Sputnik-1" ab. (red, APA, 26.9.2019)