Patienten, die beispielsweise täglich eine Blutzuckermessung durchführen müssen, können ihre Werte via Telemonitoring nahtlos weitergeben.

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Villach – Die Digitalisierung verändert das Gesundheitssystem. Neue Technologien finden ihren Weg in die Behandlung, die Pflege und die Kommunikation zwischen medizinischem Personal und Patienten. Eine davon ist Telemonitoring. Patienten, die beispielsweise täglich eine Blutzuckermessung durchführen müssen, können ihre Werte nahtlos weitergeben.

Ein entsprechend vernetztes Gerät schreibt die Daten in eine Online-Datenbank ein, die von Ärzten oder anderen medizinischen Experten überwacht und analysiert wird, um die Behandlung zu verbessern und bei Problemen sofort einschreiten zu können.

Die technologischen Möglichkeiten für ein derartiges Service sind zweifellos bereits vorhanden, breit verfügbare Angebote allerdings noch kaum. Dafür sind noch weitere Entwicklungen nötig.

Geeignete Schnittstellen

"Neben der Technologie braucht es passende medizinische Services. Die Akzeptanz der Bürger spielt eine Rolle. Auf der anderen Seite braucht es einen Prozess, der zu entsprechenden Finanzierungsmodellen führt", zählt Johannes Oberzaucher, Professor für Ambient Assisted Living an der FH Kärnten auf. Um diese Transformationen anzustoßen, müssen geeignete Schnittstellen geschaffen werden.

Diese Koordinationsarbeit soll das EU-Projekt Care4Tech übernehmen, das durch den Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung im Interreg-Programm gefördert wird. In sechs Staaten des Alpenraums arbeiten elf Projektpartner – darunter die FH Kärnten – an der Vernetzung von Wissenschaft, Unternehmen, Verwaltungsorganisationen, politischen Entscheidungsträgern und Anwendern.

Das Ziel ist, der Fragmentierung der Forschungs- und Entwicklungslandschaft im Alpenraum zu begegnen und einen fruchtbaren Boden für Innovationen zu bereiten – nicht nur bei Smart-Healthcare-Anwendungen wie Telemonitoring, sondern bei allen sogenannten Smart-Living-Technologien, die die Digitalisierung in alltägliche Anwendungen bringen. Neben dem Gesundheitsbereich gehören dazu etwa auch Mobilität, Energie, Wohnen, Produktion oder Landwirtschaft.

Die Innovationslösungen müssen an die jeweilige Situation eines Landes oder einer Region angepasst sein, an das Zusammenspiel der Institutionen, an rechtliche Gegebenheiten und zivilgesellschaftliche Haltungen. Auch in den teilnehmenden Ländern Österreich, Deutschland, Italien, Frankreich, Slowenien und der Schweiz gibt es Unterschiede.

Anderes Land, andere Finanzierung

"Bei der Akzeptanz neuer Technologien in den Teilnehmerländern gibt es keine großartigen Unterschiede, bei den Finanzierungsmodellen im Gesundheitsbereich sind sie zum Teil aber gravierend", erläutert Oberzaucher.

Beim Thema Telemonitoring wären in Österreich Hausärzte, Krankenkassen, Pflegedienstleister oder neue Care Center relevante Institutionen, die es neben den Bereitstellern der Technologien und politischen Entscheidungsträgern zu koordinieren gilt.

Im Projekt wird Open Innovation großgeschrieben – im Sinne partizipativer, über Organisationsgrenzen hinweg realisierter Entwicklungen: Zuerst werden Wissensdatenbanken erstellt, die einen Überblick über Unternehmen, Dienstleister, Forschungsinstitutionen geben sollen.

Sie sollen künftig auch der Öffentlichkeit zugänglich sein. In einem zweiten Schritt sollen in einem "Living Lab"-Ansatz Teilhaber zusammenfinden, um gemeinsam Konzepte, Prozesse und Geschäftsmodelle zu entwerfen, bevor sie in einem dritten Schritt in grenzüberschreitenden Projekten auf den Boden gebracht und umgesetzt werden sollen.

Aus Sicht Oberzauchers sind die Bemühungen recht erfolgreich: Mehr als 50 Projekte jeder Größe hätten sich bereits daraus ergeben. Allein in Kärnten entstanden drei weitere Interreg-Projekte. (Alois Pumhösel, 5.10.2019)