In Österreich sollen in Zukunft neue Fischaugen-Kameras nach Feuerbällen aus dem All Ausschau halten.

Illustr.: imago/blickwinkel

Täglich regnen viele Tonnen extraterrestrisches Material auf die Erde herab. Große Brummer wie beim Tunguska-Ereignis oder auch beim Impakt von Chelyabinsk im Jahr 2013 sind die absolute Ausnahme: Zum Großteil handelt es sich um Staub, den unser Planet auf seiner Umlaufbahn einsammelt. Doch zwischen diesen beiden Extremen fallen Brocken in allen Größen auf die Erde. Aber wie spürt man diese Eindringlinge auf?

Zu diesem Zweck steht seit 2015 eine Fisheye-Kamera auf dem Dach des Naturhistorischen Museums (NHM) in Wien. Diese ist Teil des internationalen Netzwerks Fripon (Fireball Recovery and Interplanetary Observation Network). Zu den Zielen Fripons gehört das Aufspüren von Meteoren und die Berechnung ihrer Bahnen. Mit diesen Daten kann gezielt nach Meteoriten in Streufeldern gesucht werden. Außerdem sollen Rückschlüsse auf die Herkunft und die möglichen Mutterkörper getroffen werden.

Wien bei Nacht, durch das Fischauge betrachtet: am 22. Juni 2018 zeichnete die Kamera am Dach des NHM diese Feuerkugel auf (links im Bild). Am unteren Bildrand ist die Kuppel des Museums sichtbar, rechts das Kunsthistorische Museum und oben der Mond.
Foto: Fripon Austria

Zuletzt wurde in England der Meteorit Winchcombe anhand der Fripon-Daten und anderer Kameranetzwerke aufgespürt. Seit vielen Jahren wurde hier kein Meteorit mehr gefunden, und Winchcombe ist noch dazu eine Rarität: Es handelt sich um den ersten kohligen Chondriten Großbritanniens.

Netz wird engmaschiger

Im NHM ist der Kurator der Meteoritensammlung Ludovic Ferrière für die Kamera zuständig. Im Jahr 2020 gab es in Österreich zwei größere Ereignisse, die zwar von der Fripon-Radarantenne detektiert wurden, nicht aber von der Kamera aufgezeichnet werden konnten. Der erste Fall im April fand untertags statt, die Kamera ist aber nur in der Nacht aktiv. Beim zweiten Ereignis im November verhinderte starke Bewölkung die Videoaufzeichnung. Eine gezielte Meteoritensuche anhand von Daten tschechischer Beobachtungsstellen brachte leider keinen Erfolg. Aber schon bald wird das Netz engmaschiger geknüpft.

Die Feuerkugel vom 23. November 2020. Leider konnte danach bei mehreren Suchen kein Meteorit geborgen werden.
Foto: Hermann K.

Fünf neue Kameras werden mit Unterstützung der Kommission für Geowissenschaften der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) angeschafft und in einer Kooperation mit der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), einer Forschungseinrichtung des Wissenschaftsministeriums, demnächst installiert. Die Zusammenarbeit ist naheliegend: Bei der ZAMG finden bereits Infraschallmessungen für die Detektion von Meteoren Anwendung, und die Standorte sind schon vorhanden.

Asteroid-Day-Symposion

Zum Asteroid Day ist Fripon am Mittwoch Thema des Symposions "Meteore und Meteoriten" an der ÖAW. Während Ferrière das österreichische Fripon-Projekt präsentiert, spricht der Impaktforscher Christian Köberl über Planetenabwehr und die Gefahren von Impakten. Köberl ist auch Mitglied des Expertengremiums des International Asteroid Day.

Brigite Zanda, Präsidentin der Meteoritical Society, gibt eine Einführung in das ursprünglich in Frankreich initiierte Fripon-Netzwerk. Wolfgang Lenhardt von der ZAMG erklärt die Detektion von Meteoren mithilfe von Erdbebenstationen, Herbert Raab von der Johannes-Kepler-Sternwarte Linz berichtet über die Erforschung der Mutterkörper der Feuerbälle anhand der Charakteristika der Asteroiden.

Übrigens kann jeder beim Aufspüren von Meteoren einen Beitrag leisten. Wenn Sie glauben, eine Feuerkugel gesehen zu haben, können Sie dies dem NHM auf der Webseite der International Meteor Organization melden. (Michael Vosatka, 30.6.2021)