Die ersten Spuren menschlicher Besiedlung in Amerika: vier von vierzehn Koprolithen, in denen sich mehr als 14.000 Jahre alte menschliche DNA fand.

Foto: Image courtesy of Dennis LeRoy Jenkins
Der versteinerte Kot ist nämlich älter als alles, was man bisher an menschlichen Überresten fand. Einige Fragen bleiben aber offen.

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Washington - Wer waren eigentlich die ersten Nordamerikaner? Bis vor rund zehn Jahren gingen Experten davon aus, dass die Angehörigen der so genannten Clovis-Kultur vor längstens 13.000 Jahren mit der Besiedlung von Nord- und Zentralamerika begonnen haben. Benannt sind diese Ur-Amerikaner nach einer Kleinstadt im US-Bundesstaat New Mexico, wo 1937 erstmals die für diese für die Clovis-Kultur typischen Speerspitzen gefunden wurden.

Seit den späten 1990er-Jahren häuften sich allerdings Anhaltspunkte, dass es noch ältere Besiedler gegeben haben könnte. Bisher hatte man immer nur Steinwerkzeuge gefunden, bei denen es wesentlich schwerer ist als bei menschlichen Überresten, ein genaues Herkunftsjahr zu bestimmen.

Nun liegt der bisher wohl überzeugendste Beweis für diese Prä-Clovis-These vor: ausgerechnet in Form von 14 Stück versteinerter Kacke, die aus den Paisley-Höhlen in Oregon stammen und bereits in den Jahren 2002 und 2003 entdeckt worden waren. Diese sogenannten Koprolithen sind 14.300 Jahre alt, enthalten menschliche mitochondriale DNA - und sind damit die älteste bekannte menschliche Spur in Nordamerika, wie ein internationales Forscherteam in der US-Wissenschaftszeitschrift Science (online vorab) berichtet. Der Fund zeige, dass die ersten Menschen mindestens 1000 Jahre früher in Amerika lebten als bisher angenommen.

Dabei ist allerdings gar nicht einmal restlos geklärt, ob die alte Kacke - trotz skrupulöser Untersuchung - tatsächlich von Menschen stammt. Es könnten theoretisch auch die versteinerten Trümmerln von Koyoten oder Wölfen sein.

Die Forscher fanden in den Haufen neben menschlicher DNA nämlich auch solche von hundeartigen Tieren. Die könnten von den Ur-Amerikanern zuvor verspeist worden sein. Theoretisch denkbar (aber aufgrund des hohen Proteinanteils unwahrscheinlich) ist freilich auch, dass die Menschen über den Hundekot uriniert haben.

Wie dem auch damals gewesen sei: Aufgrund der DNA-Spuren lässt sich davon ausgehen, dass in dieser Höhle vor mehr 14.000 Jahren Menschen gelebt haben. Damit ist aber auch klar, dass es vor der Clovis-Kultur bereits andere Besiedler Nordamerikas gegeben haben muss, die zuvor aus Asien eingewandert sind.

Die wissenschaftliche Suche danach, wann und wer das war, ist dank der Kotfunde neu eröffnet. (Klaus Taschwer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4. April 2008)