Das Schweigen der Männer

Warum Männer nicht über Gefühle reden (können)

Bei psychischen Problemen leiden Männer oft leise. Nach Hilfe zu fragen gilt als schwach, über Gefühle zu reden fällt schwer. Aber die stille Krise wird langsam lauter

Foto: Getty Images/iStockphoto/Rawpixe
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Weinen? Darf man nicht. Hilfe? Braucht man nicht. Gefühle? Kennt man nicht. Männer sollen Leistung erbringen und funktionieren – im Job, in der Beziehung, im Bett. So will es das traditionelle Männlichkeitsbild, das bei vielen immer noch tief verankert ist. Schließlich ziehen sich patriarchale Strukturen durch die gesamte Gesellschaft, alle wachsen von Beginn an in diesem System auf: "Wegen dieser Sozialisierung und wegen dieser männlichen Rollenbilder leiden Männer bei psychischen Problemen oft leise", erklärt Bernhard Hungsberger, Psychotherapeut und Vorstandsmitglied des Tiroler Landesverbandes für Psychotherapie. Er ist auf Männergesundheit spezialisiert und weiß: Nach Hilfe zu fragen fällt vielen Männern schwer. Und zwar nicht erst, wenn es um seelische Probleme geht. Das beginnt schon bei banalen Situationen, wie Studien zeigen. Wenn Männer sich mit dem Auto verfahren, irren sie im Schnitt dreißig Minuten umher, bevor sie nach dem Weg fragen. Bei Frauen sind es nur wenige Minuten. Hilfe anzunehmen gilt als schwach und unmännlich.