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Fridays for Future: Hunderttausende demonstrierten in mehr als 100 Staaten

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Zehntausende protestierten in Wien, Tausende in vielen anderen österreichischen Städten


Wien/Berlin/Stockholm – Hunderttausende Jugendliche haben am Freitag weltweit für einen radikalen Kurswechsel hin zu mehr Klimaschutz demonstriert. Kundgebungen unter dem Motto "Fridays for Future" gab es in europäischen Metropolen wie Rom, Wien, Warschau, London und dutzenden deutschen Städten. Rund um den Globus waren mehr als 2.000 Kundgebungen und Schülerstreiks in mehr als 120 Staaten angekündigt.

Symbolfigur der Protestwelle ist die 16-jährige schwedische Schülerin Greta Thunberg, die seit August 2018 immer freitags für einen beherzteren Kampf gegen den Klimawandel demonstriert, statt zur Schule zu gehen. Sie ist inzwischen zu einer Ikone für Klimaschützer rund um die Welt geworden. In vielen Städten hielten Demonstranten Schilder mit dem Spruch "Make the world Greta again" in die Höhe – angelehnt an den Wahlkampfslogan von US-Präsident Donald Trump, "Make America great again" (Macht Amerika wieder groß).

Thunberg, die zusammen mit tausenden Mitstreitern in Stockholm protestierte, bescheinigte den Regierungen weltweit zu wenig Ehrgeiz im Kampf gegen die Erderwärmung. Anstatt zu handeln, vergeudeten Politiker allerorten Zeit, sagte die 16-Jährige bei einer Demonstration vor dem schwedischen Reichstag.

Proteste in Österreich

In Wien starteten um 11.00 Uhr die Demozüge von fünf Treffpunkten aus. Die Routen waren so gewählt, dass sie unter dem Motto "Die Zukunft in die Hand nehmen" eine symbolische Hand formten und sich schließlich in deren Mitte, am Heldenplatz, zusammentrafen. Die Teilnehmer skandierten dabei Parolen wie "Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut", "Climate Change Now!" oder "Alle meine Freunde streiken heut mit mir". Die Proteste gingen auch mit Schulstreiks einher.

Am Heldenplatz zählte die Polizei dann 10.500 Teilnehmer, die Veranstalter sprachen gar von 25.000 Teilnehmern. "Mit 5.000 bis 6.000 haben wir insgeheim gerechnet, 10.000 haben wir uns erhofft und jetzt sind es mehr als 10.000", freute sich Organisator Johannes Stangl.

Große Proteste gab es auch in Bregenz, Innsbruck, Graz, Klagenfurt, Salzburg und Linz. In Bregenz waren rund 1.500 Schüler auf die Straße gegangen, in Innsbruck waren es gar 4.000. Etwa 1.000 Demonstranten waren es in Klagenfurt, in Graz 1.300 und in Linz mit 3.000 Teilnehmer deutlich mehr als erwartet. In Salzburg gingen bis zu 1.000 Manifestanten auf die Straße. Auch in Eisenstadt gab es einen – wenn auch kleinen – Protest mit 60 Teilnehmern.

Start in Neuseeland

In Neuseeland, wo die ersten Proteste weltweit anliefen, sagte die 18-jährige Koordinatorin Sophie Handford: "Wir sind die, die diese Erde erben werden. Wir verdienen es, darüber mitreden zu dürfen, welche Art von Zukunft wir haben werden."

In Rom strömten tausende Schüler zu den Kaiserforen und forderten einen Wechsel in der Klimapolitik. Dabei skandierten sie vor der historischen Kulisse und bei strahlendem Sonnenschein Sprüche wie "Wir haben nur einen Planeten" oder "Wir sind der Wandel". Auch in Indien beteiligten sich einige hundert Schüler in der Hauptstadt Neu-Delhi und weiteren Städten. In Gurugram, einem Vorort von Neu-Delhi, trug ein Mädchen einen Kittel, auf dem "Ich will nicht ersticken" stand. Neu-Delhi und Gurugram gehören laut Zahlen der Weltgesundheitsorganisation zu den 13 Städten mit der schlimmsten Feinstaubbelastung weltweit – alle 13 liegen in Nordindien.

Auch in Tschechien beteiligten sich hunderte Schüler an den Protesten. Kundgebungen gab es unter anderem in Prag, der Kohle- und Stahlstadt Ostrava und in Liberec. Der Anteil der Braunkohle an der Stromerzeugung liegt in Tschechien immer noch bei rund 40 Prozent.

In Polen waren Demos in mindestens 29 Städten angekündigt. Vor dem Warschauer Energieministerium versammelten sich nach Medienangaben mehr als 1.000 junge Demonstranten. Zuvor waren die Jugendlichen von lauter Musik begleitet durch die Hauptstadt gezogen. Polens Regierung steht wegen zahlreicher Umweltsünden bei Aktivisten in der Kritik. Trotz schädlicher Auswirkungen für Umwelt und Klima halten die Nationalkonservativen beispielsweise an.

Britischer Umweltminister solidarisch

In mehr als 100 britischen Städten haben Schüler demonstriert. In London zogen hunderte Kinder und Jugendliche zu einem Platz vor dem Parlament. Der britische Umweltminister Michael Gove unterstützte die Kundgebungen und sprach zu den jungen Demonstranten in einer Videobotschaft.

In Griechenland protestierten Hunderte Schüler in Athen und Thessaloniki, aber auch auf Kreta und anderen Inseln für mehr Klimaschutz. "Rettet den Planeten – ein anderes Zuhause haben wir nicht!", skandierten Kinder und junge Leute in der Hauptstadt auf dem Syntagma-Platz vor dem griechischen Parlament. "Auch wenn es den anderen gleichgültig ist – wir versuchen es!", verkündeten die Organisatoren vor nur rund 200 Demonstranten, die in Athen zusammenkamen.

"Alle, die hüpfen, wollen eine Zukunft"

Auch in Dänemark demonstrierten zahlreiche Schüler für mehr Klimaschutz. Hunderte junge Menschen und teils auch ihre Eltern kamen anlässlich der internationalen Klimaproteste vor dem Schloss Christiansborg in Kopenhagen zusammen, in dem unter anderem das dänische Parlament sitzt. Auf ihren Protestschildern forderten die Demonstranten, dass Dänemark mehr Verantwortung in der Klimakrise übernehmen solle. "Alle, die hüpfen, wollen eine Zukunft", riefen sie springend. Wegen der hohen Teilnehmerzahl warnte die Polizei vor Verkehrsproblemen. Insgesamt waren für den Tag Kundgebungen in mindestens 27 dänischen Städten geplant.

Auch in Frankreich sind Tausende Schüler für mehr Klimaschutz auf die Straße gegangen. In der Hauptstadt Paris versammelten sich mehrere tausend Menschen vor dem Pantheon und marschierten anschließend durch die Stadt. (APA, 15.3.2019)

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