Wien – Heute, am 85. Tag des Buwog-Prozesses war zunächst der ehemalige Budgetsektionschef Gerhard Steger am Wort. Es ging erneut um die Vergabe der Bundeswohnungsgesellschaften, an die Vergabekommission habe er nur "rudimentäre Erinnerungen" sagt Steger. Er war Mitglied der Kommission gewesen. In Sachen Vergabe fällt ihm schließlich die Sitzung vom 13. Juni ein. Der damalige Finanzminister Karl-Heinz Grasser sei dabei gewesen, und es habe "offensichtlich" Telefonate mit Haider gegeben. Das Verhältnis Grasser-Haider sei "kein innigliches" gewesen, erinnert er sich. Grasser sei freundlich gewesen, wenn er was wollte, sonst aber nicht.

Kein Grasser-Fan

Vom Ex-Finanzminister zeichnet er ein differenziertes Bild: Während der EU-Präsidentschaft habe man befristet gescheite, junge Menschen aufgenommen, eine Kollegin sei besonders brillant gewesen. Nach der Präsidentschaft habe man diese Leute wieder heimgeschickt, die junge Frau werde man aber behalten, habe Grasser damals entschieden. Nachdem sie ein Angebot, ins Grasser-Kabinett zu gehen, abgelehnt hatte, sei sie freilich verabschiedet worden, so Steger. Grasser habe sinngemäß gemeint: Wer nicht mein Freund ist, ist mein Feind, sagt der Zeuge aus. "Unter Druck setzen, wenn es nicht passt, was man liefert", sei das Verhaltensmuster Grassers gewesen.

Ende März 2014 ist der Zeuge in den Rechnungshof gewechselt, sagt er aus. Die Richterin fragt das im Zusammenhang mit Stegers Meinung zu Minister Grasser. "Immer, wenn man mit ihm einer Meinung war, wars okay", sagt er noch einmal. Sonst sei er grantig geworden, so Steger.

Wie die Spinne im Netz

Derzeit wird Frau S. befragt, ehemals stellvertretende Sektionsleiterin der Präsidialsektion im Finanzministerium. Die Zeugin kam über eine Vergabekommission aus der Privatwirtschaft ins Ministerium. Sie war von Grassers Politik "durchaus fasziniert". S. lernte den Minister auch kennen. "Es war mir eine Ehre, diese Aufgabe übertragen zu bekommen". Sie beschreibt ihre Position als "gleichrangig mit Traumüller". Räumlich saß die Zeugin nach eigenen Worten "wie die Spinne im Netz" – also zwischen Grasser und Sektionschefs und Kabinettchef Matthias Winkler.

Sie kann sich an viel erinnern, auch an jenen Tag und an ihre Gedanken rund um das Gespräch mit Traumüller. Das lief in etwa so: Heute ist Bieteröffenung und es gibt einen Bestbieter und "schwupps" stand er in der Tür und sagte "wir haben ein Problem". Zu jener Zeit wurden hektische Gespräche geführt, erinnert sich die Zeugin: "Da ging Vibration durchs Ressort." Traumüller "düste" oft zum Ministerbüro und auch Winkler "düste" oft zurück. Nach Renate Graber berichtete Nora Laufer live. (red)

Buwog-Zeugen über Grassers Grant und Vibrationen im Ministerium