Wien – Am Dienstag wurde im Wiener Straflandesgericht zum 88. Mal der Buwog-Verkauf verhandelt. Auf dem Programm stehen weitere Zeugenbefragungen. Heute saß Thomas Marsoner auf dem heißen Stuhl, der ab 2001 als selbstständiger Berater für Lehman tätig war. Er hat schon vor den Ermittlern ausgesagt – und dort von sich aus betont, dass er die damaligen Lobbyisten Peter Hochegger und Walter Meischberger nie persönlich getroffen habe. Heute sitzen sie hinter ihm auf der Anklagebank. Buwog-Aufsichtsratschef Ernst Plech habe er damals einen Antrittsbesuch abgestattet, der Immobilienmakler sei aber "kryptisch" geblieben, er habe nichts "Plausibles" zum Verkaufsprozess von ihm erfahren und sich daher "sehr höflich" wieder verabschiedet.

Das Kryptische an Plech sei gewesen, dass er ihn nicht verstanden habe, sagt Marsoner heute. Plech habe gern seine eigene Wichtigkeit dargestellt.

Was den geplanten Verkaufserlös betrifft, sagte Marsoner 2012 aus, "hinten nach" habe quasi jeder gewusst, dass der Verkauf ungefähr eine Milliarde Euro bringen solle. Damals, 2004, aber sei es "ein ziemlicher Nebel gewesen, zumindest für mich", so Marsoner in seiner Aussage 2012. Auf die 960 Millionen Euro, die die CA Immo als "Finanzierungsrahmen" hatte, habe Lehman die Verkäufer hingewiesen, man habe damals, in der Sitzung am 7. Juni, auch eine zweite Runde vorgeschlagen. Wie die Sitzungsteilnehmer reagierten? Mit einer "positiven Körperhaltung", also mit "Kopfnicken", so der Berater laut Einvernahmeprotokoll.

Kärntner Vorkaufsrecht

Heute sagt er, was das Kärntner Vorkaufsrecht betrifft, dass man es gerne "weggehabt" hätte, das sei allerdings nicht möglich gewesen. "Das scheiterte am Willen Kärntens, das waren anscheinend politisch wichtige Wohnungen, die wollten das nicht aufgeben", so der Zeuge. Warum Kärnten das Recht dann nicht ausübte? "Wir haben angenommen, sie haben keine Lust gehabt, das Geld in die Hand zu nehmen", sagt Marsoner. Wer hat gesagt, dass man sich ans Vorkaufsrecht halten muss, wo es wegen eines Formfehlers doch nichtig war, wird er gefragt. Für ihn sei klar gewesen: Man hat sich daran zu halten, so der Zeuge. Das haben hier schon viele ausgesagt, es sei um eine politische Vereinbarung mit Kärnten gegangen.

Für diese Woche sind drei Verhandlungstage angesetzt. Renate Graber berichtete live (red, 9.4.2019)

Buwog-Prozess: Zeuge erklärt Verkauf mit Äpfeln, Birnen und Melonen