Wien – Sehr emotional ging es am Donnerstagnachmittag in der Buwog-Verhandlung zu. Michael Ramprecht, der die Erstangeklagten Karl-Heinz Grasser, Walter Meischberger und Ernst Plech schwer belastet, war geladen, zum zweiten Mal. Er stellte sich den Fragen von Grassers Anwalt Norbert Wess – und die Stimmung war: aufgeheizt.

Wess konfrontierte den "Zeugen der Anklage" mit diversen Aussagen aus seinen Einvernahmen vor dem U-Ausschuss, im Privatanklageverfahren, das Grasser gegen ihn geführt hat, und Aussagen, die er im März bei seiner Befragung durch die Richterin getätigt hatte.

Die sind zum Teil unterschiedlich ausgefallen, Ramprecht folgerte daraus, dass "die Herren" seine Glaubwürdigkeit erschüttern wollten. Richterin Marion Hohenecker klärte ihn daraufhin auf, dass es den Anwälten erlaubt sei, Widersprüchlichkeiten zu hinterfragen.

Ramprecht erklärte sinngemäß, dass seine Aussagen hier vor Gericht alle stimmten, alles, was er davor gesagt habe, habe einem Ziel gedient, das er ja nun auch erreicht habe: "Wir sitzen jetzt genau da, wo ich sitzen wollte", hat er gemeint.

Die Befragung mit lauten Wortgefechten. Richterin Marion Hohenecker beendete sie schließlich für heute. "Ich bin die Sitzungspolizei, aus jetzt", rief die Richterin und unterbrach die Streitigkeiten Wess, der zuvor Ramprecht bereits stundenlang befragt hatte. "Ich sage das in einer Deutlichkeit, wie ich es seit 93 Tagen nicht gemacht habe", wurde die Vorsitzende des Schöffensenats erstmals in dem seit Dezember 2017 geführten Verfahren wirklich laut. (gra, red)

Nachlese:

Was in 90 Tagen Buwog-Prozess bisher geschah

Liveticker von Tag 92

Richterin im Buwog-Prozess: "Ich bin die Sitzungspolizei, aus jetzt"