International Europa

Prognosen sehen absolute Mehrheit für Tories – Corbyn stellt Rücktritt in Aussicht

Liveticker

Boris Johnsons Konservative liegen in Wahlprognosen mit 357 Sitzen deutlich voran, Labour stürzt auf 201 Mandate ab


Triumph für den britischen Premierminister: Die Wählerinnen und Wähler haben Boris Johnson bei der Unterhauswahl am Donnerstag offenbar den erhofften Sieg beschert. Einer Prognose der BBC von 4.30 Uhr zufolge erhielt die konservative Partei des Regierungschefs 357 Sitze, rund 40 mehr als vor zwei Jahren. Damit wäre der mehrfach verschobene Austritt Großbritanniens aus der EU am 31. Jänner wohl Gewissheit. Johnson kündigte in seinem Wahlkreis Uxbridge an, sich "noch heute an die Arbeit zu machen" und den Brexit "durchzuziehen".

Die Labour-Opposition musste unter ihrem dezidiert linke Positionen vertretenden Vorsitzenden Jeremy Corbyn erheblich Federn lassen; im neuen Unterhaus dürfte sie nur noch mit 191 Abgeordneten vertreten sein. Corbyn sagte deshalb bei einer Ansprache in seinem Wahlkreis Islington North, er werde der Partei für keine weitere Wahl mehr zur Verfügung stehen. Allerdings will er nicht unmittelbar zurücktreten – er wolle noch eine Reflexionperiode bei den Sozialdemokraten leiten. Die Schlappe für Labour ist das schlechteste Ergebnis seit dem Zweiten Weltkrieg.

Hinter den Erwartungen zurück blieb das Abschneiden der Liberaldemokraten: Die dezidiert proeuropäisch auftretende Partei konnte unter ihrer neuen Vorsitzenden Jo Swinson der Exit-Poll zufolge den bisher zwölf Mandaten nur eines hinzufügen. Swinson selbst verlor ihr Mandat an die Kandidaten der SNP, Amy Callaghan. Die schottische Nationalpartei SNP hingegen triumphierte: Sie holte der Hochrechnung nach etwa 55 der 59 schottischen Wahlkreise.

Für Johnson hat sich die erste Dezemberwahl seit 1923 bezahlt gemacht. Er hatte die Wähler mit der Begründung vorzeitig an die Urnen gerufen, das Parlament blockiere den geplanten EU-Austritt. Die Tories haben ihr gutes Ergebnis offenbar vor allem Wählern in England zu verdanken. (Sebastian Borger aus London, 12.12.2019)