Seit Mittwoch werden in Österreichs Supermärkten Gesichtsmasken verteilt. Eine Maßnahme, die Clemens Martin Auer, Sonderbeauftragter im Gesundheitsministerium und in dieser Rolle Berater von Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne), begrüßt: "Sinn und Zweck der Übung ist ja, dass die Personen den potenziellen Ausstoß von Tröpfchen aus dem Mund- und Nasenbereich minimieren, sodass diese Tröpfchen nicht auf die andere Person gelangen", beantwortet er eine entsprechende Frage eines Users.

Auer wurde am Mittwoch im STANDARD-Chat auch mit Kritik konfrontiert, etwa mit der Frage, warum so wenig getestet werde: "Wir haben in Österreich mit dem heutigen Tag über 80.000 Tests durchgeführt, wobei wir auch im internationalen Vergleich im oberen Drittel aller Länder liegen." Man teste derzeit Personen mit Symptomen und habe begonnen, auch repräsentative Testungen in der Bevölkerung und einzelnen Berufsgruppen vorzunehmen. "Die Tests sind zwar nicht billig, aber jeder eingesetzte Euro ist gut investiert, um Klarheit über die Entwicklung der Pandemie zu bekommen", so Auer. Dass die Coronavirus-Pandemie anfangs nicht ernst genug genommen wurde, weist der Experte zurück: "Ich habe es in meiner langen beruflichen Karriere noch nie erlebt, dass die zuständigen Gesundheitsbehörden in den allermeisten Ländern so rasch auf ein neu aufgetretenes Virus reagiert haben."

Auch das Maßnahmenpaket der Regierung verteidigt Auer. Es sei nicht das Ziel, die Schulen und Unternehmen über Monate hinweg geschlossen zu halten. "Aber wir müssen die Neuinfektionsrate zu Beginn der Pandemie flach halten damit es in den stationären Einrichtungen für die besonders stark Erkrankten nicht zu ähnlichen dramatischen Verhältnissen wie in Italien oder Spanien kommt."

Keine "diktatorischen Mittel"

Die Entscheidungsfindung in den Krisenstäben erfolge "mit einem hohen ethischen Bewusstsein in der Abwägung, was richtig und falsch ist", so Auer. Man habe es geschafft, Maßnahmen zu setzen, ohne zu "diktatorischen Mitteln" greifen zu müssen.

Die Zusammenarbeit mit den Bundesländern bezeichnet er als gelungen: "Ich meine, dass sich die Verantwortlichen gemeinsam mit uns vorbildlich auf alle Eventualitäten vorbereiten."

In Sachen Entwicklung eines Impfstoffes glaubt Auer, Geduld an den Tag legen zu müssen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehe davon aus, dass ein solcher Impfstoff realistischerweise nicht vor einem Jahr zur Verfügung stehen werde. Anders verhalte es sich mit Medikamenten: "Solche Therapien werden vor Impfstoffen vorliegen."

Schließlich gibt Auer noch Entwarnung, was die Übertragung des Virus über Papier oder Kartonagen bzw. Essenszusteller betrifft: "Es ist in der Literatur unbekannt, dass sich der Virus auch über Kartonagen weiterverbreitet. Sie können daher unbedenklich Ihren Pizzakarton angreifen. Wenn Sie aber sicher sein wollen, dann waschen Sie sich gründlich die Hände." (Rosa Winkler-Hermaden, 1.4.2020)

Sonderbeauftragter Clemens Auer: "Italienische oder spanische Verhältnisse vermeiden"