In der Debatte um die Bewältigung der Coronakrise wird von mancher Seite mittlerweile über vermögensbezogene Steuern nachgedacht. Wirtschaftswissenschafterin Margit Schratzenstaller-Altzinger sagte im STANDARD-Chat am Mittwoch, es sei noch zu früh jetzt schon im Detail über Konsolidierungsmaßnahmen zu diskutieren. Generell spreche sich das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) im Einklang mit den internationalen Institutionen wie OECD, EU-Kommission, IWF für eine Erbschaftssteuer aus. "Ob sie Bestandteil eines umfassenden Konsolidierungspaketes sein kann und soll, ist dann beizeiten im Gesamtzusammenhang zu diskutieren", so Schratzenstaller.

Eine Vermögensteuer auf nationaler Ebene sei schwer durchzusetzen, weil vor allem die mobilen Vermögen schwer zu erfassen seien. "Deshalb gibt es eine Vermögensteuer nur mehr in sehr wenigen Ländern. Man bräuchte schon eine zumindest EU-weite Koordination, wenn man eine Vermögensteuer durchsetzen will."

Jedenfalls sollte man wegen der Corona-Krise nicht auf bereits beschlossene Vorhaben im Bereich Klimaschutz und auch nicht auf die Ökologisierung des Abgabensystems verzichten, so die Expertin.

Kurzarbeit gegen Arbeitslosigkeit

In Sachen Bewältigung der Rekordzahlen bei der Arbeitslosigkeit sagte Schratzenstaller: "Die Kurzarbeit spielt hier eine besondere Rolle, derzeit sichert sie die Arbeitsverhältnisse von 400.000 Beschäftigten." Bestimmte Gruppen seien von der Arbeitslosigkeit besonders betroffen. "Jüngere zum Beispiel, und hier besteht die Gefahr, dass sich die Arbeitslosigkeit verfestigt."

Soll der Staat sich an Unternehmen beteiligen, um ihnen unter die Arme zu greifen? Grundsätzlich könne das "in bestimmten Fällen schon sinnvoll sein, allerdings sollte es wohl vorübergehend sein, bis die Krise überwunden ist und die Unternehmen wieder auf eigenen Beinen stehen können."

Eine weiterer plötzlicher Anstieg der Erkranktenzahlen in einer neuerlichen Covid-19-Welle wäre laut Schratzenstaller fatal: "Ein zweiter steiler Anstieg der Kurve wäre für die Wirtschaft schwer zu bewältigen." (rwh, 7.4.2020)

Wifo-Expertin Schratzenstaller: "Zweiter Kurvenanstieg wäre schwer zu bewältigen"