Das Rennen um das Amt des US-Präsidenten entpuppt sich als knapper, als es viele Umfragen vorausgesagt haben. Weder Amtsinhaber Donald Trump noch Herausforderer Joe Biden haben derzeit jene 270 Wahlmänner-Stimmen sicher, die für einen Sieg nötig sind.

Manche Umfragen hatten Biden vor der Wahl einen Erdrutschsieg prognostiziert. In der Wahlnacht zeichnete sich aber ab, dass Trump vor allem in den umkämpften Swing-States um einiges besser abgeschnitten hat, als die Statistiker erwartet hatten. In den wichtigen Bundesstaaten Wisconsin und Michigan schob sich Biden am Mittwoch dann doch vor Trump – der demokratische Herausforderer führt dort jetzt mit einem knappen Vorsprung. Hochrechner mehrerer Agenturen und Medien haben mittlerweile Biden den Sieg in diesen Staaten zugesprochen.

Rennen um die Swing-States

Auch der Südweststaat Arizona ist diesmal ein gewichtiger Battleground-Staat (elf Wahlleute). Biden macht laut Fox News und AP dort das Rennen, andere Medien sind sich in ihrer Beurteilung noch unsicher. Hier werden die Stimmen weiterhin ausgezählt. Gewinnt Biden auch dort und in Nevada, wo er aktuell führt, hätte er genug Wahlleute für die Präsidentschaft.

Andere Swing-States verlor Biden. In Florida lieferten sich die beiden ein Kopf-an-Kopf-Rennen, doch der Bundesstaat mit seinen 29 Wahlleuten ging schließlich an Trump. Vor allem bei Latino-Wählern konnte Biden dort nicht so gut abschneiden, wie er es sich erhofft hatte. Auch Ohio ging an Trump, ebenso Iowa und Texas.

Trump will Auszählung weiterer Briefwahlstimmen stoppen

In einer ersten Stellungnahme zeigte sich Biden Mittwochfrüh (MEZ) trotz des knappen Rennens siegessicher. Trump beschuldigte die Demokraten unterdessen in einem Tweet, ihm den Sieg "stehlen" zu wollen. In einer anschließenden umstrittenen Rede im Weißen Haus sprach er (ebenfalls Mittwochfrüh, MEZ) von "Betrug am amerikanischen Volk". Er werde den Obersten Gerichtshof einschalten und versuchen, einen Stopp der Auszählungen zu erwirken. So einfach kann er das aber nicht machen. Trump reklamierte zudem den Wahlsieg für sich: "Ehrlich gesagt, wir haben gewonnen." Entgegen bisherigen Prognosen behauptete er, dass er das Rennen in Georgia und North Carolina für sich entschieden habe. Sein Wahlkampfteam erklärte auch in Pennsylvania den Sieg. Für diese Behauptungen lagen zu dem Zeitpunkt allerdings keine Bestätigungen vor.

Biden hielt am Mittwoch eine kurze Ansprache. Er erklärte sich noch nicht zum Sieger, sagte aber, dass er seiner Ansicht nach "auf dem Weg zum Sieg" sei. "Es ist klar, dass wir genug Stimmen gewinnen, um die Hürde von 270 Stimmen zu übertreffen", sagte er. Biden appellierte auch an den gesellschaftlichen Zusammenhalt: "Wir sind keine Feinde." Als Präsident werde er für alle Amerikaner da sein.

Endgültiges Ergebnis lässt auf sich warten

Bis es tatsächlich ein spruchreifes Ergebnis gibt, könnte aber noch viel Zeit vergehen. In Georgia kam es bei der Auszählung der Briefwahlstimmen aufgrund eines Softwarefehlers zu Verzögerungen. Die Bundesstaaten, in denen sich das Rennen wohl entscheiden wird, sind solche, die traditionell lange für die Auszählung der Briefwahlstimmen brauchen. Im Battleground-Staat Pennsylvania könnte das bis Freitag dauern. Aus Nevada wird wohl erst am Donnerstag ein Ergebnis vorliegen.

Kongresswahlen

Parallel zur Präsidentschaftswahl fanden in den USA auch Kongresswahlen statt. Fox News berichtet, dass die Demokraten dabei ihre Mehrheit im Repräsentantenhaus verteidigen konnten. Prognosen des konservativen Senders zufolge könnte die Partei dort fünf Sitze dazugewinnen. Die erhoffte Senatsmehrheit für die Demokraten dürfte sich schwierig gestalten. Spannend bleibt, ob die Demokraten auch das zweite Rennen in Georgia unter 50 Prozent drücken können und so eine Stichwahl erzwingen. Dann könnte die Senatsmehrheit noch lange unklar bleiben.

Verfolgen Sie die US-Wahl mit uns live. Wir berichten durchgehend über die Entwicklung, die Ergebnisse und die Reaktionen darauf. (red, 5.11.2020)

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