Die amerikanische Weltraumagentur Nasa visualisiert Gammablitze am Computer.

Foto: Nasa / Swift / Mary Pat Hrybyk-Keith & John Jones

Washington - "Es war das gewaltigste Ereignis, das jemals während der menschlichen Geschichte gesehen wurde." Alex Filippenko von der University of California in Berkeley konnte sein Staunen über einen Gammablitz, den er am 19. März entdeckte, nur in Superlativen fassen.

Seinen Berechnungen zufolge hätte der Blitz die Erde taghell erleuchtet, wäre er in einer Entfernung von 6000 Lichtjahren aufgetreten, schreibt der Online-Nachrichtendienst wissenschaft.de. Der sterbende Stern, Ausgangspunkt des Gammablitzes, soll etwa 200 Millionen Mal heller als seine Galaxie gewesen sein.

Der Blitz kam aber aus einer Entfernung von 7,5 Milliarden Lichtjahren. Wie Forscher von der Pennsylvania State University nun in der Fachzeitschrift Nature (Band 455, S. 183-188) schrieben, sei er dennoch sehr hell auf der Erde angekommen. Der Grund: Er war direkt auf den Planeten gerichtet.

GRB 080319B nennen Astronomen diesen Gammablitz, bei dem sie erstmals beobachten konnten, wie es zu diesem Schauspiel kommt. Und zwar aufgrund eines Zufalls, weil die Teleskope in diesem Moment darauf gerichtet waren. Die Wissenschafter konnten dabei nicht nur die Richtung von Strahlung und Licht, sondern auch die Geschwindigkeit der bei der Sternenexplosion ausgestoßenen Materie (99,99995 Prozent der Lichtgeschwindigkeit) berechnen. Und sie analysierten den Aufbau des Strahls. Er bestehe aus einem energiereichen Innenteil, heißt es in dem Paper. Darum herum liege eine Art Kegel, in dem die Strahlung nicht so stark sei. Die Wissenschafter schlossen aus dem Aufbau, es könnte bis zu hundertmal mehr Gammablitze geben, als bisher angenommen. Allerdings wären die meisten von ihnen zu schwach, um sie mit Teleskopen beobachten zu können. GRB 080319B würde eine Ausnahme bleiben. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13./14. 9. 2008)