Wien/London - Der aus Österreich stammende britische Biochemiker Max Ferdinand Perutz (1914-2002) erhielt 1962 den Chemie-Nobelpreis für seine Arbeiten zur Bestimmung des Blutfarbstoffs Hämoglobin - im gleichen Jahr in dem James Watson und Francis Crick für die 1953 erfolgte Entschlüsselung der Struktur der Erbsubstanz DNA ausgezeichnet wurden. Watson und Crick gelang ihre Entdeckung am Cavendish Laboratory, das zu der von Perutz 1947 gegründeten und geleiteten Molekularbiologischen Forschungsgruppe des britischen Medical Research Councils (MRC) in Cambridge gehörte, aus der insgesamt acht Nobelpreisträger hervorgegangen sind.

Auf einer vom MRC anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums der DNA-Entschlüsselung eingerichteten Homepage dna50.org.uk sind Erinnerungen Perutz' wiedergegeben, wie alles begann:

MRC-Gruppe

"Am Beginn stand die MRC-Gruppe für die Erforschung molekularer Strukturen biologischer Systeme mit Kendrew und mir als einzige Mitglieder (John Kendrew erhielt gemeinsam mit Perutz 1962 den Chemie-Nobelpreis, Anm.).

1948 fragte eines Tages ein exzentrischer deutscher Mathematiker an, ob ich einen seiner Freunde als Doktorats-Studenten akzeptieren würde. Ich wunderte mich, welch schüchterner Charakter einen solch seltsamen Fürsprecher benötigte, als Francis Crick hereinkam und uns alle mit seinem Gelächter begeisterte.

Wissenschaft für's Leben

Ein Jahr später stieß Hugh Huxley als Forschungsstudent zu Kendrew. Kendrew, Crick und Huxley hatten die Erfahrung gemacht, dass Wissenschaft für den Krieg verwendet wurde. Dies brachte sie zu der Erkenntnis, dass die größte Hoffnung von Physik und Chemie in deren Anwendung für das Verständnis des Lebens lagen.

Jim Watsons spätere Ankunft am Cavendish Laboratory begeisterte uns, weil er uns von einem genetischen Standpunkt aus Probleme analysieren ließ. Er fragte uns nicht nur, wie die Atomstruktur lebender Materie aussieht. Seine vorrangige Frage war, wie die Struktur eines Gens beschaffen ist, das dieses Material bestimmt. Schnell fand er sich damit mit Crick zusammen, der ebenfalls in diese Richtung dachte.

annus mirabilis

1953 war das annus mirabilis: Im März lösten Watson und Crick die DNA, im Juni wurde der Everest bezwungen und die Königin gekrönt. Im August löste ich das Phasen-Problem beim Hämoglobin, das und das Tor zur Erforschung der Protein-Struktur öffnete. Und im September entdeckten Hugh Huxley und Jean Hanson den Mechanismus der Muskelkontraktion." (APA)