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Eine befreite Geisel aus dem Luxushotel Trident Oberoi.

Foto: AP/Gurinder Osan

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Der Beginn der Befreiungsaktion im jüdischen Nariman-Haus

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Im Kampf gegen die Terroristen in Mumbai gewannen die indischen Sicherheitskräfte am Freitag nach und nach die Oberhand. Der zwei Tage zuvor gestartete Angriff offenbarte eine neue Terrortaktik.

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Zwei Nächte und einen Tag hat der Brite Mark Abell in seinem Hotelzimmer ausgeharrt. Immer in der Angst, dass die Terroristen ihn entdecken. Nicht wissend, ob er das Hotel jemals lebend verlassen würde. Umgeben von "Explosionen, Schüssen und Schreien", erzählt er Reportern. Sein Handy war die einzige Verbindung zur Außenwelt. Für ihn und 147 weitere Eingeschlossene ging der Terroralbtraum von Mumbai zu Ende. Eliteeinheiten konnten sie am Freitag aus dem Luxushotel Trident Oberoi befreien. Für andere kam die Rettung zu spät. In dem Hotel wurden insgesamt 24 Tote gefunden, unter ihnen auch drei Deutsche. Damit stieg die Zahl der Todesopfer auf über 150.

Nach zwei Tagen schien sich das beispiellose Terrordrama in Indiens Finanz- und Wirtschaftsmetropole am Freitag langsam dem Ende zu nähern. Die Sicherheitskräfte schienen entschlossen, noch in der Nacht auch das Taj Mahal Hotel zu sichern. Einen tragischen Ausgang nahm offenbar das Geiseldrama im jüdischen Nariman-Haus. Am Abend kamen nach ersten Berichten fünf israelische Geiseln, unter ihnen auch ein Rabbi, ums Leben, als Elite-Einheiten das Gebäude stürmten. Zwei Terroristen wurden getötet.

Am Morgen hatten sich Elite-Truppen, die "Schwarzen Katzen", von einem Hubschrauber auf das Dach des fünfstöckigen Gebäudes abgeseilt. Am Abend sprengten sie ein Loch in die Häuserwand und konnten in das Haus vordringen.

Auch die Kämpfe im historischen Taj Mahal Hotel, Wahrzeichen Bombays und mit seinem Namen Symbol von Indiens Nationalstolz, dauerten bis in die Abendstunden an. Immer wieder erschüttern Explosionen das 105 Jahre alte Gebäude, liefern sich die Terroristen Schusswechsel mit der Polizei.

Angeblich waren keine Geiseln mehr in dem Hotel. Bereits am Donnerstag hatte die Polizei die dort eingeschlossenen Gäste und Angestellten in Sicherheit bringen können. Augenzeugen schilderten grauenvolle Szenen. Im Swimmingpool seien Leichen geschwommen. Der Marmorboden der Lobby sei voller Blutlachen gewesen. "Wir haben das Licht ausgeschaltet und uns mit Küchenmessern und Hackbeilen bewaffnet", erzählte der Südafrikaner Faisul Nagel, der sich mit anderen in eine Restaurantküche geflüchtet hatte. Etwa 30 Leichen sollen im Taj Mahal sein.

Indiens Regierung machte "Elemente aus Pakistan" für die beispiellose Terrorattacke verantwortlich. Die Tat trage die Handschrift der pakistanischen Terrorgruppe Lashkar-E-Toiba. Auch Al- Kaida soll verwickelt sein.

Der Angriff auf Indiens Wirtschafts- und Filmmetropole war offenbar eine sorgfältig geplante Kommando-Operation. Die Täter waren mit Maschinengewehren, Handgranaten und Sprengstoff bewaffnet und verfügten offenbar über detaillierte Lagepläne der Hotels und von anderen Zielen, die sie am Mittwochabend attackierten. Sie waren zwischen 18 und 25 Jahre alt und entschlossen zu sterben. "Sie sahen wie kleine Jungs aus", sagt ein Augenzeuge.

Der Anschlag zeigt eine neue Terrortaktik, bisher hatten sich Selbstmordattentäter an belebten Plätzen in die Luft gesprengt. Nun scheinen sie darauf aus zu sein, symbolhafte Orte zu besetzen und Geiseln zu nehmen. Bereits im afghanischen Kabul und im pakistanischen Islamabad hatten Terroristen gezielt internationale Luxushotels attackiert. (Christine Möllhoff aus Neu-Delhi /DER STANDARD, Printausgabe, 29./30.11.2008)