Parallel zum ersten Auftauchen des iPhones verdichteten sich die Gerüchte, dass mit Google auch ein anderer Großer der Softwarebranche an einem eigene Mobiltelefon arbeitet. Eine Vermutung, die schließlich im November 2007 ihre Bestätigung fand - und auch wieder nicht. Denn Google hatte etwas mehr vor als nur ein einzelnes Gerät zu entwerfen.

Android

Gemeinsam mit einer beeindruckenden Liste an Größen  aus der Mobilfunkbranche hat man sich zur Open Handset zusammengeschlossen, das Ziel: Unter dem Namen Android ein Linux-basiertes mobiles Betriebssystem zu entwerfen, das dem Smartphone-Markt ganz neue Möglichkeiten auftun soll.

Kooperation

Als erstes sichtbares Ergebnis dieser Zusammenarbeit kam Ende Oktober 2008 das T-Mobile G1 auf den US-Markt. Mit Ende Jänner soll das von HTC produzierte Gerät nun auch auf dem österreichischen Markt erhältlich sein - und hat es vorab in die Redaktion des WebStandard geschafft, wo wir es ausführlichen Tests unterzogen haben.

Foto: Hersteller

Der erste Eindruck nach dem Auspacken ist zunächst mal eine durchaus positiver: Zumindest die weiße Variante des Geräts sieht in der Realität deutlich weniger altbacken aus, als es auf so manchen Fotos den Eindruck macht. Weitere subjektive Ersteindrücke: Das Gerät ist etwas kleiner aber auch schwerer als erwartet.

Daten

In konkrete Fakten gepackt, lesen sich die Eckdaten des T-Mobile G1 folgendermaßen: Das Gerät misst 118 x 56 x 17 mm und wiegt dabei 158 Gramm. Für die Programme stehen 192 MByte Hauptspeicher zur Verfügung, einen Platz den das G1 für echtes Multitasking nutzt: Hier können problemlos mehrere Programme nebeneinander ablaufen. Und ja: Das bedeutet natürlich auch, dass Copy & Paste problemlos funktioniert.

Management

Um die Speicheraufteilung kümmert sich das Betriebssystem von selbst: Braucht ein neugestartetes Programm mehr Speicher als eigentlich noch zur Verfügung stehen würde, wird automatisch das am längsten nicht mehr benutzte Programm beendet. Ein manuelles Beenden gibt es hingegen nicht.

Foto: Hersteller

Das zentrale Bedienelement des G1 ist der 3,2 Zoll messende Touchscreen, dessen Darstellungsqualität mit zum Besten gehört, das derzeit im Mobiltelefonbereich verfügbar ist. Einzig die Helligkeit lässt von Haus aus etwas zu wünschen übrig, diese ist - wohl aus Stromspargründen - gerade einmal auf ein Drittel des maximal möglichen voreingestellt.

Elemente

Zusätzlich finden sich an der Außenseite des Gerätes noch ein Menüknopf, zwei Tasten für Abheben und Auflegen, eine Home-Button, der immer zum Startbildschirm zurückführt, sowie ein universaler Back-Button. Letzterer ist erfreulich konsequent umgesetzt, je nach Kontext führt er zum zuletzt benutzten Programm oder auch zur davor aufgerufenen Webseite.

Fehler

Weitere nach außen sichtbare Elemente sind die Lautsstärkeregler, die 3,2 Megapixel starke Kamera samt Auslöseknopf und ein Mini-USB-Anschluss. Dieser dient nicht nur zum Anschluss an einen Computer, sondern auch als Schnittstelle für die mitgelieferten Kopfhörer. Einen eigenen Mini-Klinken-Anschluss vermisst man hingegen schmerzlich.

Foto: Hersteller

Ein Highlight hingegen die Integration eines kleinen Trackballs, der sich im Test als durchaus sinnvolle Ergänzung zur Fingersteuerung bewähren konnte. Gerade bei fragileren Elementen wie etwa kleinen Links auf Webseiten ist hiermit oft schneller das Ziel zu erreichen.

Aufklappen

Mit einem schwungvollen Schiebemechanismus lässt sich das Display zur Seite schieben, ein Vorgang der die darunter liegende vollständige QWERTZ-Tastatur offenbart. Gegenüber eines virtuellen Keyboards am Touchscreen - wie etwa beim iPhone - lässt sich damit wesentlich angenehmer tippen - so zumindest die subjektive Einschätzung des Autors, immerhin hängt sowas auch stark von den eigenen Vorlieben ab.

Design

Auch wenn die Tastatur selbst durchaus gelungen ist, offenbart sich hier doch ein unangenehmer Designfehler: Durch die Art des Schiebemechanismus steht der untere Teil des Telefons beim Tippen immer rechts neben der Tastatur unangenehm im Weg herum. Verstärkt wird dies noch durch die Entscheidung diesen Teil der Hardware leicht abzuknicken, wohl um das Telefon der Gesichtsform besser anzupassen. Spätestens wenn das G1 dann auch noch am Ladegerät hängt, wird das längere Tippen so reichlich mühsam.

Foto: Hersteller

Auch führt der Schiebemechanismus zu einer gewissen Instabilität des G1: Gerade bei der Benutzung des Kamerauslösers schiebt man immer wieder unabsichtlich den oberen Teil leicht zur Seite, was das Drücken des entsprechenden Knopfes nicht unbedingt einfacher macht - und die Gefahr des Verwackelns von Aufnahmen erhöht.

Umstellung

Die Bildschirmdarstellung wechselt übrigens beim Ausfahren der Tastatur automatisch in die Breitbildansicht, die eingebauten Lagesensoren kommen in der aktuellen Softwareversion nicht zum Einsatz. Da es - mit der Ausnahme des Bildbetrachters - auch nicht möglich ist manuell in den Breitbildmodus zu wechseln hat dies den negativen Nebeneffekt, dass man für die Nutzung der entsprechenden Ansicht immer die Tastatur ausfahren muss.

Speicher

Für die Daten der BenutzerInnen setzt das T-Mobile G1 auf einen microSD-Slot, von Haus befindet sich hier eine 2 GB umfassende Karte. Den maximalen Speicherplatz gibt der Hersteller vorsichtig mit 8 GByte an, es gibt aber auch Berichte, dass 16 GByte-Karten problemlos ihre Arbeit verrichten. Und um die Hardwaremerkmal abzurunden: Das G1 ist ein Quad-Band-Mobiltelefon, das neben GRPS/EDGE auch UMTS/HSDPA/HSUPA unterstützt. Da hier potentiell jede Menge Daten übertragen werden, gibt es außerdem eine WLAN-Anbindung, zur exakten Positionierung ist ein GPS verbaut.

Foto: Hersteller

Was beim ersten Starten sofort auffällt: Ist das Gerät vollständig ausgeschalten, braucht es eine ganze Weile bis es hochgefahren ist, glücklicherweise ist so ein vollständiger Neustart nur selten nötig. Ist diese Hürde einmal genommen, präsentiert sich der Startbildschirm des Betriebssystems Android.

Angebot

Hier fallen zunächst mal Icons zu den meistgenutzten Anwendungen auf, konkret sind das die Telefoniekomponente, das Adressbuch, der Browser, das Mail-Programm, die Google Maps-Anwendung und ein Uhr-Widget. T-Mobile hat hier außerdem noch einen Link auf das eigene Web'n'walk-Angebot platziert, übrigens erfreulicherweise die einzige Form von Hersteller-Branding, die vorgenommen wurde.

Anpassung

Das hier Platzierte lässt sich aber ohnehin nach Belieben anpassen,  wer will kann an dieser Stelle also durchaus auch andere Anwendungs-Shortcuts oder Widgets platzieren. Dafür stehen übrigens nicht nur ein sondern gleich drei "virtuelle" Desktops zur Verfügung, zwischen denen komfortabel mittels Fingerbewegung gewechselt werden kann. Nettes Detail am Rande: Die Icons bewegen sich dabei flotter als der Hintergrund, was der Bewegung eine gewisse "Tiefe" verleiht - und gleichzeitig demonstriert, dass nicht nur Apple Wert auf kleinere äußerliche Details legt.

Foto: Hersteller

Was sofort positiv auffällt, ist die flotte Reaktionszeit des Touchscreens. So dynamisch lässt sich bisher nur die Oberfläche des iPhones benutzen, die meisten anderen Hersteller haben hier mit der Usability abträglichen Verzögerungen zu kämpfen. Auch die Empfindlichkeit des Touchscreens weiß zu gefallen, selbst leichte Berührungen werden zumeist korrekt wahrgenommen. Hingewiesen sei allerdings darauf, dass das T-Mobile G1 mit einem sogenannten "kapazativen" Touchscreen ausgestattet ist, eine Bauweise die dazu führt, dass die Steuerung tatsächlich nur mit dem Finger funktioniert, ein Stift oder auch ein Fingernagel werden hingegen nicht wahrgenommen.

Status

Ein weiteres nettes Features der Android-Software ist die Statuszeile, dort werden nämlich nicht nur die aktuelle Uhrzeit, der Batterieladestand und die Qualität der jeweiligen Netzwerverbindung angezeigt, sie dient auch als zentrales Benachrichtigungsystem. Kleine Icons informieren über neue Events wie eingegangene Mails oder das gerade abgespielte Lied im Musik-Player.

Ablauf

Wer zu diesen Vorgängen dann mehr Informationen will, tippt einfach auf die Statuszeile und "zieht" diese nach unten - ein Vorgang nach dem sich ein detaillierter Überblick über die aktuellen Benachrichtigungen präsentiert. Und natürlich auch die Möglichkeit diese rasch wieder zu löschen.

Foto: Andreas Proschofsky

Was noch erwähnt werden sollte: Vor dem ersten Start muss das G1 erst mal eingerichtet werden. Zu diesem Zweck wird ein GMail-Account benötigt - kein Wunder, gehört die Anbindung an die Google Services doch zu den zentralen Features des G1.

Sammelleidenschaft

Ob dies ein Vor- oder ein Nachteil ist, hängt wohl vor allem vom eigenen Standpunkt ab: Während manche darin einfach nur eine komfortable Integration nützlicher Services sehen, werden sich wohl andere in ihrer Kritik an der "Datenkrake" Google bestätigt sehen, und vom G1 lieber Abstand nehmen.

Abgleich

Sei es wie es sei: Das Adressbuch wird jedenfalls automatisch mit den Einträgen bei GMail abgeglichen. Wer dort also bereits die Telefonnnummern seiner Kontakte gespeichert hat, übernimmt diese sofort auf das T-Mobile G1. Praktischerweise dann aber auch gleich verbunden mit Mail-Adresse und Chat-Account - falls vorhanden klarerweise. Wer von einem anderen Mobiltelefon wechselt, kann aber natürlich auch die auf der SIM-Karte gespeicherten Kontakte übernehmen.

Foto: Andreas Proschofsky

Ebenfalls selbsttätig synchronisiert werden Kalendereinträge, die Notwendigkeit für das klassische lokale Backup entfällt so also weitgehend. Entsprechend verzichtet der Hersteller auch auf jegliche spezielle Synchronisierungssoftware, das T-Mobile G1 ist ein klassisches "Mass Storage Device", wird am Computer also ganz unkompliziert als externer Datenspeicher eingebunden.

Kooperativ

Dies bedeutet auch, dass das Gerät problemlos mit so ziemlich allen Betriebssystemen zusammenarbeitet, also neben Windows und Mac OS X auch mit Linux (siehe Bild) verwaltet werden kann. Dies freilich nur, wenn die integrierte Speicherkarte korrekt erkannt wird, bei unserem Testgerät war dies allerdings anfänglich nicht der Fall, ein nerviges Problem mit der Formatierung der mitgelieferten SD-Karte, von dem offenbar ein Teil der bisher ausgelieferten Geräte betroffen ist. Auch wenn das Ganze recht einfach durch die Neueinrichtung der Karte behoben werden kann, so sollte so etwas doch bei einem solchen Produkt nicht passieren.

Software

An der Kernfunktionalität des T-Mobile G1 gibt es hingegen wenig auszusetzen: Sowohl die Telefoniekomponente als auch das Adressbuch wirken äußerst durchdacht und lassen sich komfortabel und - vor allem - flott benutzen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Ebenfalls äußerst solide ist die Mail-Komponente gelungen, wobei hier eigentlich in der Mehrzahl gesprochen werden muss. So gibt es neben dem eigentlichen Mail-Programm auch ein seperates Tool für GMail-Accounts.

Einfach

Die Einrichtung von beliebigen POP3- oder IMAP-Accounts ist jedenfalls ein Kinderspiel, die Inbox übersichtlich gestaltet. Dank der integrierten Tastatur geht das Beantworten von Nachrichten flott von der Hand, wer will kann das Programm im Hintergrund regelmäßig nach neuen Nachrichten checken lassen. Deren Vorhandensein wird dann im zuvor schon erwähnten Benachrichtigungsbereich signalisiert.

Konversationen

Eine Besonderheit des GMail-Tools ist hingegen die von der Web-Version bekannte Konversationsansicht. Auch sonst bietet der mobile Client so ziemlich alles, was die Online-Version auch kann, etwa die Unterstützung für Labels.

Anhänglich

Attachments in Form von Word, Excel, PowerPoint oder auch PowerPoint-Dateien kann das G1 selbst darstellen, die für den Firmenbereich wichtige Exchange-Anbindung vermisst man hingegen bislang. Immerhin kann diese aber über das extern erhältliche Programm Touchdown nachgerüstet werden - wenn auch nicht kostenfrei.

Foto: Andreas Proschofsky

Nicht ganz so überzeugend präsentiert sich leider der mitgelieferte Webbrowser: Auch wenn das Rendering - dank der auch beim iPhone eingesetzten Rendering Engine Webkit - recht flott ist, kann die Benutzerführung derzeit noch nicht mit der Apple-Konkurrenz mithalten.

Zoom-Schwierigkeiten

Hier macht sich vor allem das Fehlen der Multitouch-Möglichkeiten des iPhones bemerkbar: Das Heranzoomen an eine Seite ist mit einer Geste eben viel flotter und intuitiver zu bewerkstelligen als mit zwei recht träg reagierenden Zoom-Knöpfen wie beim T-Mobile G1. Da hilft auch die Lupenfunktion zum Auswählen eines bestimmten Bereichs auf der Seite nur wenig. Auch die automatisch Anpassung an die Breite eines Artikels mittels doppeltem Antippen des Displays vermisst man schnell.

Scrollen

Ist die Seite einmal geladen, geht das Herumscrollen dafür angenehm flott. Auch kommt man ohne Tricks wie beim iPhone, das nicht die gesamte Seite fertig gerendert im Speicher behält, aus.

Foto: Andreas Proschofsky

Auch das Wechseln zwischen mehreren Tabs ist mit einer speziellen Miniaturansicht durchaus intuitiv gestaltet. Die Freude an solch positiven Details vergällen allerdings die immer wieder auftretenden Rendering-Probleme, etwa das Teile der Seite regelmäßig erst nach dem Herauszoomen korrekt dargestellt werden.

Kinderkrankheiten

Hier zeigt sich dann halt doch, dass die verwendete Betriebssystem-Software derzeit noch recht jung ist. Immerhin ist aber Besserung in Sicht, in aktuellen Entwicklungsversionen von Android hat man bereits massive Bugfixes und Beschleunigungen am Browser vorgenommen. Wann - und ob - diese auch ihren Weg in das G1 finden, hängt freilich  von T-Mobile ab.

Touch

Nur am Rande sei erwähnt, dass - zumindest rein theoretisch - selbst eine Multitouch-Nachrüstung möglich wäre. Mithilfe des verfügbaren Source Codes haben findige Hacker mittlerweile nachgewiesen, dass sich Multitouch durchaus auch mit der aktuellen Hardware implementieren lässt.

Foto: Hersteller

Auf Flash-Support muss man beim T-Mobile G1 derzeit noch verzichten, statt dessen gibt es aber immerhin eine äußerst gelungene - weil einfach zu benutzende - Youtube-Anwendung. Hochauflösende Videos werden dabei nur heruntergeladen, wenn eine WLAN-Verbindung vorhanden ist, eine weise - weil Bandbreiten- und Wartezeiten-schonende - Entscheidung.

Maps

Einen durchgehend exzellenten Eindruck hinterlässt auch die mitgelieferte Google Maps-Anbindung: Die Basics (Karten und Satellitendarstellung) funktionieren einwandfrei und vor allem flott, auch die GPS-Lokalisierung erwies sich in unseren Tests als recht zuverlässig. Ein Routenplaner und - wo sie denn unterstützt wird - eine Verkehrsansicht dürfen natürlich ebenfalls nicht fehlen.

Street View

Seine volle Stärke zeigt das T-Mobile G1 dann aber bei der Straßenansicht, die einen virtuellen Rundgang durch entfernte Städte ermöglicht. Besonders nett dabei der Kompassmodus, bei dem sich die Anzeige beim Bewegen des Geräts automatisch mitdreht.

Foto: Andreas Proschofsky

(Fast) kein Mobiltelefon ohne SMS/MMS-Unterstützung, eine Regel bei der auch das T-Mobile G1 keine Ausnahme bilden will: Die konkrete Anwendung ist ebenfalls gut gelungen, auch eine eigenen Konversationsansicht wird geboten.

Bilder

Die integrierte Kamera erzeugt mit ihren 3,2 Megapixel und dem Autofokus durchaus ansprechende Bilder. Die dafür mitgelieferte Software ist allerdings eher spartanisch ausgefallen, lässt sich aber auch im Nachhinein mit SnapPhoto durch ein wesentlich mächtigeres Tool auswechseln. Hier kann dann von der JPEG-Qualität bis zur Weiß-Balance so ziemlich alles eingestellt werden.

Musikalisch

Der mitgelieferte Musik-Player unterstützt eine Vielzahl von Formaten, darunter etwa MP3, M4A, AMR, WMA, MIDI, WAV und Ogg Vorbis. Die Anwendung selbst verrichtet ihren Dienst zu Zufriedenheit, mehr aber auch nicht. Einen Video-Player gibt es in der aktuellen Firmwareversion nicht.

Foto: Andreas Proschofsky

Seine volle Funktionalität entwickelt das G1 aber ohnehin erst mit Hilfe des "Android Market": Analog zum iTunes Store findet sich hier mittlerweile eine breite Palette an zusätzlichen Programmen für das Mobil-Betriebssystem.

Download

Die Programme können dabei direkt über das T-Mobile G1 heruntergeladen werden, die einzelnen Anwendungen und Spiele sind in unterschiedliche Kategorien sortiert. Zusätzlich ist es möglich alle Programme zu bewerten und Kommentare abzugeben - Informationen von denen dann wieder die anderen BenutzerInnen profitieren.

Kostenlos

Im Gegensatz zum iTunes Store gibt es beim Android Market derzeit nur kostenlose Programme, die Unterstützung für Kaufprogramme soll aber noch innerhalb des ersten Quartals folgen. Auch für die Erstellung von speziell auf den europäischen Markt ausgerichteten Anwendungen - also vor allem Location Based Services - hat Google gerade erst das grüne Licht gegeben. Entsprechend ist die Auswahl derzeit auch noch nicht ganz so umfangreich wie bei der Apple-Konkurrenz, trotzdem finden sich hier schon einige Perlen.

Foto: Andreas Proschofsky

So glänzt etwa TuneWiki als alternativer Musik-Player für das G1: Neben der Basisfunktionalität lassen sich hier auch automatisch Liedertexte zu dem jeweils gerade abgespielten Song - oder Musikvideo - einblenden.

Community

Außerdem bietet die Software einige Community-Funktionen, darunter die Möglichkeit auf einer Weltkarte darzustellen, wo dem gerade gehörten Lied momentan sonst noch so gelauscht wird. Zusätzlich lassen sich flott passende Youtube-Videos zum laufenden Song aufspüren.

Allgemein

Anhand von TuneWiki zeigt sich aber auch ein zentraler Vorteil von Android gegenüber dem iPhone: Google ist wesentlich offener im Zugriff auf die System-Ressourcen als Apple. Eine Entscheidung die langfristig ein entscheidender Vorteil für Android sein könnte - oder Apple zu einem Umdenken zwingt. So sind Programme wie TuneWiki auf einem iPhone derzeit erst nach einem "Jailbreak" möglich, auf Android aber ganz normal verfügbar.

Foto: Andreas Proschofsky

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Das Unterfangen, von Anfang an einen gewissen Grundstock an interessanten Programmen im Android Market zu haben, hat sich Google einiges kosten lassen: Für die Android Developer Challenge wurden mehrere Millionen US-Dollar als Preisgeld ausgeschrieben.

Vergleiche

Eines der daraus resultierenden Highlights ist "Compare Everywhere": Die Software nutzt die integrierte Kamera des G1 um Barcodes von Produkten einzuscannen und diese automatisch einem Online-Preisvergleich zu unterziehen.

Shopping

Mittlerweile gibt es einige Ableger der Software, am beeindruckendsten dabei derzeit wohl "ShopSavvy": Ohne Probleme werden hier bereits Preise von deutschsprachigen Anbietern gefunden. Zusätzlich listet die Software zu jedem erkannten Produkt KundInnenbewertungen auf, wer will kann das gescannte Objekt gleich auf die eigene  Wunschliste setzen oder sich informieren lassen, wenn der Online-Preis einen gewissen Wert unterschreitet.

Grafik: Archiv

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Im Praxistest zeigte sich das Ganze als äußerst nützlich um schnell mal herauszufinden, ob ein Preis im Laden stark überteuert ist oder nicht. Am besten funktioniert das Ganze derzeit mit Unterhaltungsmedien wie CDs oder DVDs bzw. Spielen, bei Alltagsgegenständen wird hingegen noch einiges nicht erkannt. Wer will kann allerdings selbst bei der Erweiterung der Datenbank von ShopSavy helfen und eingescannte Barcodes einem Produktnamen zuordnen.

Lokalisierung

Ein weiteres Programm, das sich auf innovative Weise der Möglichkeiten des G1 bedient, ist "Locale": Damit lassen sich unterschiedlich Telefonprofile nach einer Reihe von Parametern erstellen. So lässt sich dann etwa festlegen, dass man nach 22:00 alle Anrufe ablehnt, dies aber nur unter der Bedingung, dass man gerade zuhause ist - hier wird also die GPS-Lokalisierung zur Hilfe genommen.

Wiki

Ebenfalls äußerst beeindruckend ist Wikitude: Die Software spürt interessante Punkte in der eigenen Umgebung auf, und liefert dazu jeweils informative Beschreibungen von Wikipedia bzw. Bilder von Panoramio. Der Clou ist allerdings die Kamera-Ansicht: Dabei werden die gefundenen Objekte über die Real-Umgebung gelegt, so sieht man welches Ziel in welcher Richtung liegt und wie weit dieses noch entfernt ist: "Augmented Reality" am Mobiltelefon.

Grafik: Archiv

Noch ein paar Anmerkungen zur mitgelieferten Software: Diese basiert wie erwähnt auf einem - stark angepassten - Linux, der aktuell eingesetzte Kernel trägt die Version 2.6.25. Ein weiterer zentraler Bestandteil ist eine Google-eigene Java-Variante, die zur Anwendungsentwicklung genutzt wird. Der Großteil des Codes ist Open Source, kann also nach Belieben angepasst werden. Das heißt allerdings noch nicht, dass das Gerät so ohne weiteres "hackbar" ist, die Software gewährt von Haus aus den notwendigen "Root-Zugang" nicht. Hier muss man also wie bei anderen Geräten auch auf externe Exploits "hoffen", für die aktuelle Firmware ist allerdings kein funktionstüchtiger Hack bekannt.

Nummern

Mit der deutschsprachigen Version des G1 wird die Firmware 1.1 (Build: 123099) ausgeliefert, damit ist man aktueller als die bei der Entstehung des Artikels in den USA ausgelieferte Firmware (Build: 116143). Relevante Unterschiede konnten im Test allerdings nicht erkannt werden, lediglich die Unterstützung für mehrere Sprachen ist hier hinzugekommen.

Sprachauswahl

Wer will, kann das Gerät also alternativ zur deutschsprachigen Default-Einstellung auch in Englisch betreiben. Bei der Übersetzung hat man saubere Arbeit abgeliefert, allerdings kam es in den Tests reproduzierbar zu Problemen mit manchen Drittanwendungen, die bei der Verwendung der deutschsprachigen Systemsprache zu Abstürzen neigten. Die vom Hersteller selbst ausgelieferte Software erwies sich hingegen - angesichts des frühen Entwicklungszustands von Android nicht unbedingt erwartet - als äußerst stabil.

Foto: Hersteller

Als problematisch erwies sich im Test allerdings die Batterielaufzeit, der Akku war oftmals recht flott leer. Dies ist allerdings auch recht stark davon abhängig, welche Programme im Hintergrund laufen, wer also dauernd Mail checkt, Musik hört und das WLAN durchgehend aktiviert hat, sollte lieber immer ein Ladegerät bei sich tragen.

Strom

Während die mitgelieferten Anwendungen ihr Bestes geben, automatisch Strom zu sparen, sollte man auf einige der extern erhältlichen Tools schon etwas genauer aufpassen. Wer etwa unabsichtlich den Wifi-Scanner im Hintergrund stetig weiter nach Netzwerken suchen lässt, kann der Batterielaufzeit praktisch beim Weglaufen zuschauen.

Batterie

Die mit dem T-Mobile G1 hierzulande ausgelieferte Batterie bietet - wie auch die US-Version - 1150 mAh. Erwähnt wird dies, da in letzter Zeit Berichte aufgetaucht waren, dass T-Mobile den eigenen KundInnen im Nachhinein eine stärkere Batterie mit 1400 mAh spendieren will. Stimmt dies, wäre dies eine begrüßenswerter Schritt, derzeit ist davon allerdings leider noch nichts zu sehen.

Foto: Hersteller

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Einschränkungen muss man derzeit auch noch beim Bluetooth-Support hinnehmen, de fakto beschränkt sich das Ganze auf die Nutzung von entsprechenden Headsets. Eine vollständige Bluetooth-Unterstützun soll allerdings mit einem Firmware-Update folgen - so zumindest das Versprechen von Seiten Googles. Und zum Abschluss noch ein allgemeiner Wunsch: Angesichts der stark zunehmenden Menge von gespeicherten sensiblen / privaten Daten wäre eine - zumindest teilweise - Dateisystemverschlüsselung für entsprechende Geräte ein äußerst sinnvolles Feature.

Fazit

Alles in Allem erweist sich das T-Mobile G1 als überraschend starker Einstieg in die Android-Welt, vor allem die Softwareplattform zeigt dabei gehöriges Potential. Zwar wirkt so manches noch nicht ganz fertig, dafür läuft das Gebotene erfreulich stabil und es gibt bereits eine breite Palette an Drittanwendungen. Ein Angebot, das wohl in Kürze durch die Aufnahme von kommerziellen Anwendungen in den Android Market noch mal gehörig ausgebaut werden wird.

Problematisch

Die Freude wird allerdings durch einige kleinere Fehler beim Hardwaredesign und die kurze Akku-Laufzeit getrübt, auch der Browser kann im Moment noch nicht so recht überzeugen. So bleibt die Hauptfrage für alle an Android Interessierten wohl, ob man gleich beim G1 zuschlägt oder doch lieber auf ein Nachfolgegerät ohne diese Macken warten will.

Tarif und Verfügbarkeit

Das T-Mobile G1 ist ab 30. Jänner 2009 österreichweit erhältlich, dabei stehen unterschiedliche Tarife zur Verfügung: Der neue "Extreme"-Tarif bietet um 39 Euro monatlich 1.000 Gesprächsminuten in alle Netze, unlimitiert Gespräche zu T-Mobile, ein Datenvolumen von 1GB sowie 1.000 SMS in alle Netze. Das T-Mobile G1 ist darüber hinaus auch mit allen Fairplay-Tarifen erhältlich, wobei eine Daten-Option mit angemeldet werden muss. 

Grundpreis

In den Tarifen Extreme und Fairplay Europa Plus (inkl. einer web’n’walk Option) kostet das Gerät bei der Anschaffung 99 Euro. In den Tarifen Fairplay Europa und Fairplay Smart (inkl. einer web’n’walk Option) ist es um 140 Euro, mit Fairplay Mini um 299 Euro erhältlich. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 19.01.2009)

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