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Modell eines Homo erectus

Foto: Reuters/Behring

Wien - Mittlerweile ist es in der Wissenschaft längst ausgemachte Sache, dass die Menschen aus Afrika stammen und sich von da aus über die Welt verbreiteten. Doch wie und wann genau das passierte, dazu gibt es mehrere Annahmen. Eine Wiener Forschergruppe rund um den Paläoanthropologen Gerhard Weber liefert nun mit einer neuen Methode erstaunliche neue Antworten.

Weber und seine Kollegen von der Wiener Forschergruppe "Virtual Anthropology" haben von insgesamt 200 Schädeln von Vertretern des frühen modernen Menschen, der Neandertaler und des noch früheren Homo erectus aus den vergangenen 1,8 Millionen Jahren digitale 3-D-Modelle hergestellt und diese im Computer nach 500 Messpunkten verglichen. Dabei zeigte sich zur Überraschung der Forscher, "dass die Schädel der frühen modernen Menschen viel unterschiedlicher sind als jene der beiden älteren Frühmenschenarten", so Gerhard Weber.

Aus dieser Vielfalt schließen Weber und seine Kollegen, dass mehr als eine Population "früher moderner Menschen" aus Afrika die Gründerpopulation der heute lebenden Menschen sein könnte, wie die Forscher im renommierten US-Fachblatt PNAS berichten.

"Anstatt einer einzigen Auswanderungswelle aus Afrika, dürfte es in den vergangenen 150.000 Jahren mehrere solcher Wellen gegeben haben", so der Paläoanthropologe. Möglicherweise wählten sie dabei nicht nur die Route über den Nahen Osten, sondern auch jene über die Meerenge von Gibraltar. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 24. 3. 2009)