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Eine steigende Zahl an Menschen glaubt an gute Behandlungsmöglichkeiten dieser Psychosen

Foto: dpa/Boris Roessler

Wien - Etwa ein Prozent der Weltbevölkerung leidet an Schizophrenie. Die Betroffenen sind neben ihrer Erkrankung auch Opfer von Stigmatisierung und Diskriminierung. In Österreich hat sich die Situation der Patienten verschlechtert. Viele Menschen glauben, dass Betroffene "gefährlich" sind, eine Informations- und Aufklärungskampagne im Jahr 2000 verpuffte offenbar. Das erklärte am Freitag beim internationalen Kongress der Psychiatrie-Epidemiologen am Wiener AKH Alfred Grausgruber vom Institut für Soziologie der Johann Kepler Universität in Linz.

Begonnen hatte es damit, dass die weltweite Vereinigung der Psychiater (WPA) 1996 eine Kampagne zur Entstigmatisierung psychisch Kanker mit dem Slogan "Open the Door" startete. 1998 wurde in Österreich zur Einstellung der Allgemeinbevölkerung gegenüber Patienten eine repräsentative Umfrage mit rund 1.000 Personen über 16 durchgeführt.

Alfred Grausgruber: "Im Jahr 2000 gab es dann in Österreich eine landesweite Kampagne unter dem Titel 'Schizophrenie hat viele Gesichter' mit mehr als 200 Veranstaltungen, Pressekonferenzen, TV-Spots, Broschüren, Kongressen und der Einrichtung einer Telefon-Hotline."

Ernüchterndes Umfrageergebnis

2007 wurde die repräsentative Umfrage wiederholt. Die Ergebnisse sind ernüchternd, so der Experte: Nur 3,5 Prozent der Befragten konnten sich noch spontan an die Kampagne erinnern. Weiterhin rund 20 Prozent der österreichischen Bevölkerung können mit dem Begriff Schizophrenie nichts anfangen.

Bedenklich: 55,2 Prozent der Befragten im Jahr 1998 meinten, dass psychisch Kranke gefährlich wären. Im Jahr 2007 war dieser Anteil auf 68,1 Prozent gestiegen. Schizophrenie hielten im Jahr 1998 rund 55 Prozent der Österreicher für gefährlich, im Jahr 2007 waren es gar 64,1 Prozent.

Sinkende Akzeptanz

Meinten im Jahr 1998 76,5 Prozent der Befragten, dass Betroffene "inmitten der Gesellschaft" leben sollten, waren es rund zehn Jahre später nur 68,3 Prozent. Die Akzeptanz von Schizophrenen in der Nachbarschaft sank von 72,7 auf 61,5 Prozent. Nur in einem Punkt gab es eine positive Entwicklung bei den Einstellungen der Bevölkerung: Der Anteil derjenigen, welche die Schizophrenie für gut behandelbar halten, stieg.

Fazit des Experten: Solche Kampagnen sind offenbar nicht wirklich dazu geeignet, die gesellschaftliche Situation der Betroffenen zu verbessern. (APA)