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Blick aus der Transsibirischen Eisenbahn auf den Baikalsee

Foto: APA/Krachler

Irkutsk - Die ansteigenden Temperaturen bescheren dem Baikalsee - aufgrund seiner Tiefe der wasserreichste Süßwassersee der Welt - eine kürzere Eisperiode und bringen somit sein Ökosystem in Gefahr: Davor warnen Forscher vom Wellesley College in Massachusetts und der russischen Irkutsk-Universität im Fachmagazin "BioScience". Das Klima am Baikalsee wurde in den letzten Jahrzehnten spürbar milder, was die Dauer der Eisbedeckung reduziert. Zudem stiegen auch die Niederschläge an. Das habe bereits bisher zu starken Veränderungen der Nahrungskette geführt, die langfristig die reiche Naturvielfalt des Sees zugrunde richten könnten, so die Ökologen.

Domino-Effekt in der Nahrungskette

Am meisten Besorgnis äußern die Forscher über den Rückgang der Kieselalgen im See, die eine wichtige Grundlage der gesamten Nahrungskette darstellt. Im Unterschied zu anderen Kieselalgen blüht die endemische Baikal-Kieselalge im Frühling bereits unter der Eisdecke, weshalb die immer kürzere Gefrierperiode des Sees zu starken Einschränkungen in Wachstum und Vermehrung der Pflanze führt. Von der Alge ernähren sich Kleinkrebse, die wiederum die Hauptnahrung der gesamten Fischwelt des Sees darstellen. Der Bestand der Kleinkrebse ist zusätzlich von Veränderungen der Durchsichtigkeit der Eisdecke bedroht, was die Forscher auf die Zunahme der Regenfälle und auf Änderungen der Windrichtung zurückführen.

An der kürzeren Eisperiode leidet auch die Baikalrobbe, die weltweit einzige Süßwasser-Robbe, die an der Spitze der Nahrungskette des Baikalsees steht. Da sich diese Tiere auf dem Eis paaren und dort auch ihre Jungen zur Welt bringen, zwingt sie die frühe Schmelze schon weitaus früher ins Wasser, was ihre Fruchtbarkeit drastisch verringert.

Weltkulturerbe

Der in Sibirien gelegene Baikalsee ist von seinem Volumen her der größte, tiefste und auch älteste Süßwassersee der Erde. 1996 erklärte die UNESCO den See, der ein Fünftel der weltweiten Süßwasserreserven enthält, zum Weltkulturerbe, da auch sein Reichtum an Tier- und Pflanzenarten alle anderen Seen übertrifft. Das Ökosystem des Sees ist außer durch die kürzere Eisbedeckung und mehr Niederschläge auch durch indirekte Klimaschäden bedroht, etwa durch höhere Nährstoffversorgung und industrielle Verschmutzung durch den schmelzenden Permafrost. Um die ökologische Zerstörung in Grenzen zu halten, seien Unterstützungen und Aktionspläne seitens der internationalen Staatengemeinschaft unbedingt erforderlich, betonen die Forscher. (pte/red)