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Das "Ambulatorium am Fleischmarkt" gibt es seit 30 Jahren und heißt heute "pro:woman".

Foto: APA-Herbert Pfarrhofer

Wien - Seit 1979 gibt es das Ambulatorium am Fleischmarkt, seit 30 Jahren geht es somit dort auch um ein sensibles Thema - den Schwangerschaftsabbruch. 1973 wurde die rechtliche Grundlage für die Liberalisierung des Schwangerschaftsabbruchs geschaffen. Unter Federführung von Johanna Dohnal, spätere Bundesministerin für Frauenangelegenheiten, wurde die sogenannte Fristenregelung im Parlament beschlossen.

Das Gesetz trat Anfang 1975 in Kraft. Kurz darauf, 1976, wurde zunächst in einer kleinen Ordination der Grundstein für das Ambulatorium am Fleischmarkt gelegt und somit fanden erstmals in Österreich Schwangerschaftsabbrüche auf rechtlicher Grundlage und nach modernen medizinischen Richtlinien statt. 1979 wurde das Ambulatorium an seinem heutigen Standort am Fleischmarkt 26 in der Wiener Innenstadt gegründet. Seit damals ist es als private Tagesklinik und Krankenanstalt registriert.

Heute "pro:woman"

Im Mai 2006 wurde aus dem "Ambulatorium am Fleischmarkt" das heutige "pro:woman Ambulatorium". 1999, zwanzig Jahre nach der Gründung, wurde das Ambulatorium in das Netzwerk der weltweit tätigen Organisation "Marie Stopes International (MSI)" aufgenommen. MSI, benannt nach der britischen Frauenrechtlerin Marie Stopes, gibt dem Haus medizinische Impulse auf internationalem Niveau. Als Non-Profit-Organisation ist MSI eine der grössten weltweit tätigen Netzwerke, die sich im Gesundheitssektor für Frauen, im Speziellen in der reproduktiven Medizin und Familienplanung, engagieren.

In den 70er Jahren hat es ausschliesslich den operativen Schwangerschaftsabbruch in Vollnarkose gegeben, heute gibt es für Frauen mehrere Optionen: Beim operativen Eingriff können leichtere Narkosevarianten gewählt werden und seit nunmehr 10 Jahren steht die medikamentöse Form des Schwangerschaftsabbruches zur Verfügung. "Eine Variante, für die sich immer mehr Frauen entscheiden - im ersten Quartal 2009 waren es mehr als 25 Prozent aller Schwangerschaftsabbrüche, die nach dieser Methode durchgeführt wurden." so Elke Graf, Geschäftsleiterin von pro:woman.

Keine bevorzugte Variante

Vom medizinischen Standpunkt aus gibt es keine bevorzugte Variante. Beide Möglichkeiten haben im Normalfall, sofern sie von erfahrenen ÄrztInnen ausgeführt werden, keine gesundheitlichen Folgen und keine Auswirkung auf spätere Schwangerschaften und Geburten.

"Das Verhütungsverhalten ist erschreckend mangelhaft. Gefordert sind sowohl Eltern als auch öffentliche Institutionen, das System der Aufklärung endlich auf eine nachhaltige und zeitgemäße Basis zu stellen. Pädagogische Ansätze, die auch die Diskussion über die Bereiche Partnerschaft, Geschlechterrollenverteilung und sexuelle Verantwortung ermöglichen, müssen dringend entwickelt werden", hieß es in der Aussendung. Elke Graf: "Richtige Sexualerziehung hat eindeutig einen positiven Effekt auf den Wissensstand, das Risikobewusstsein und in der Kommunikation mit den SexualpartnerInnen."

17,5 Millionen Euro

Frauen geben in Österreich rund 17,5 Millionen Euro pro Jahr für Schwangerschaftsabbrüche aus. Würde öffentliche Hand nur 10 Prozent davon für Sexualpädagogischen Unterricht zur Verfügung stellen, könnten bis zu 70 SexualpädagogInnen beschäftigt werden und rund 350.000 Jugendliche professionell angesprochen und informiert werden, rechnet pro-woman vor. (red)