Frankfurt/Main - Manche Vogelarten können einzelne Personen erkennen und selbst inmitten von Menschenmengen gezielt identifizieren. Wenn Spottdrosseln ihre Nester bedroht fühlen, prägen sie sich das Gesicht des vermeintlichen Angreifers präzise ein, wie eine Studie zeigt.
Selbst andere Kleidung hilft nichts
"Für uns Menschen sehen alle Spottdrosseln gleich aus, aber umgekehrt gilt das nicht", sagt Doug Levey von der Universität von Florida in Gainesville, auf deren Campus viele dieser Vögel nisten. Der Biologe ließ Studenten an mehreren Tagen auf Bäume steigen und die Nester der grau-weißen Vögel kurz berühren.
Schon nach zwei solchen Besuchen verließen die jeweiligen Spottdrosseln sofort fluchtartig das Nest, sobald sie den jeweiligen Übeltäter aus der Ferne nahen sahen. Sie erkannten die Studenten inmitten des vielbevölkerten Universitätsgeländes selbst dann, wenn diese aus einer anderen Richtung kamen oder andere Kleidung trugen. Mit jedem Besuch wurden die Tiere aufgeregter und stießen mehr Warnrufe aus. In einigen Fällen attackierten sie sogar die vermeintlichen Angreifer am Kopf, wie die Forscher im Fachblatt "PNAS" schreiben.
Überlebenshilfe
Zwar hatten Wissenschafter in anderen Laborstudien schon einmal Tauben dazu gebracht, einzelne Personen zu erkennen, aber das gelang erst nach mühsamem Training. "60 Sekunden Kontakt reichten aus, damit die Spottdrosseln verschiedene Individuen identifizieren und unter allen anderen Studenten des Campus erkennen konnten", betont Levey.
In dieser verblüffenden Aufmerksamkeit sieht der Forscher auch die Voraussetzung dafür, dass sich die Tiere überhaupt so nahe an menschliche Siedlungen mit all deren Gefahren heranwagen. Denn der Biologe ist überzeugt davon, dass die Vögel nicht nur menschliche Individuen auseinanderhalten können, sondern auch bei Tierarten ähnlich exakte Unterscheidungen treffen können. So könnten sie jene Katzen, die gezielt nach Nestern suchen, von solchen unterscheiden, die nur munter durch die Gegend streunen. (APA/AP/red)