Myogelosen treten vor allem im Nacken- und Lendenbereich auf

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UserIn "Krul" fragte uns: Was sind Myogelosen und wie behandelt man sie am besten?

Als "Dippel" oder "Knubbel" bezeichnet der Laie schmerzhafte verschiebbare Verhärtungen am Rücken, die ihm mitunter schwer zu schaffen machen. "Ich bin total verspannt", heißt es dann. Doch solche Knoten am Rücken sind schon mehr als simple klassische Verspannungen: sie sind das Resultat davon und haben auch einen anderen Namen. "Myogelosen entstehen als Reflex auf eine Blockade", erklärt der Grazer Orthopäde Eduard Lanz. "Wie eine Schublade, die steckenbleibt." Als Folge davon entstehen die Verhärtungen. Myogelosen können im Prinzip überall auftreten, mit Vorliebe aber im Nacken- und Lendenbereich, und sie können beträchtliche Schmerzen bereiten.

Unterversorgter Muskel

"Aber nicht die Myogelose selbst tut weh, sondern deren Entstehung", betont Lanz. Der Grund: Bestehen Verspannungen über längere Zeit, bindet sich der Muskel selbst die Durchblutung ab, es kommt zu einer Mangelernährung. "Durch die Mangeldurchblutung wird der Muskelstoffwechsel gestört und das tut sehr weh."

Das ist auch der Grund, warum bei akuten Rückenschmerzen manchmal eher Wärme und manchmal eher Kälte gut tut. In der akuten Entstehung einer Mangeldurchblutung sei eher die Kälte ratsam um den Energiebedarf des Muskels zu reduzieren, so der Orthopäde. Würde man Wärme zuführen, könnten sich die Schmerzen sogar noch verstärken. Erst in der chronischen Phase sei Wärme ratsam. Auch die Behandlung der Verhärtungen mit Massagen ist nicht so selbstverständlich, wie man meinen könnte. "Regt man in der Akutphase den Stoffwechsel des Muskels mit einer Massage an, obwohl er sowieso schon so schlecht durchblutet ist, verschafft man ihm keine Wohltat – im Gegenteil", warnt Lanz.

"Wir versuchen in der Ordination in der akuten Phase den Muskel nicht so sehr zu massieren sondern manuell zu dehnen. Das heißt der Masseur kann zwar fest arbeiten, aber er muss ganz langsam arbeiten", erklärt Lanz.

Unterschiedliche Theorien zur Entstehung

Warum Verspannungen und in weiterer Folge Myogelosen entstehen, dazu gibt es viele Theorien. Verkühlungen durch einen Kältereiz, einen Durchzug, werden etwa dafür verantwortlich gemacht. Oder man hat sich eben "verrissen". Es gibt viele Ursachen, warum so ein Muskel verspannt sein kann. Lanz glaubt aber primär an die Theorie mit den erwähnten Blockaden.

Verschiedene Bezeichnungen

So unterschiedlich wie die Theorien zur Entstehung von Myogelosen sind auch die Ausdrücke dafür. Bezeichnungen wie Muskelschwiele, Hartspann oder Gelose beschrieben damit empfindliche Muskelveränderungen. Heute gehören zur Terminologie auch die so genannten Triggerpunkte. Sie haben auch etwas mit den Myoglosen zu tun: durch die Triggerpunktmassage dehnt sich der Muskel. "Das empfinden viele Patienten als sehr angenehm und manchmal als Erlösung, wenn es gelingt die reflektorische Verspannung zu lösen", weiß Lanz. Die Triggerpunktmassage ist also eine Form der manuellen Dehnung und genau die richtige Therapie bei Myogelosen. (Marietta Türk, derStandard.at, 7.10.2009)