Sodbrennen durch Rückfluss von Nahrungsmittelbrei in die Speiseröhre

Foto: Evangelisches Krankenhaus-Wien

Patienten mit Reflux haben oft einen jahrelangen Leidensweg bis zur richtigen Diagnose. Anfangs kann sich die Erkrankung mit gelegentlichem saurem Aufstoßen und Brennen in der Speiseröhre äußern. Bei manchen kommt irgendwann nächtliches, asthmaartige Husten und Heiserkeit hinzu. Betroffene können oft kaum etwas essen ohne unter Brennen in der Speiseröhre zu leiden. Aufgrund der Symptome wird bei Betroffenen häufig Asthma vermutet und mit Kortisonsprays therapiert, darauf macht das Evangelische Krankenhause-Wien in einer Aussendung aufmerksam. Tatsächlich sei der Husten aber häufig nur eine Folgeerscheinung.

Refluxerkrankung nimmt weltweit zu

Epidemiologische Studien zeigten, dass mindestens 20 Prozent der Bevölkerung - also jeder Fünfte - mindestens einmal pro Woche behandlungsbedürftige Symptome von Reflux aufweisen, so der Wiener Internist und Gastro-Enterologe, Günter Mostbeck. Nicht nur in Europa, auch in den USA und in Japan stiegen die Fälle von Refluxerkrankungen im letzten Jahrzehnt dramatisch an. Neben einer krankhaften Fehlfunktion des Schließmuskels zwischen Speiseröhre und Magen, die meist mit einem angeborenen Zwerchfellbruch einhergeht, sehen Experten die Ursache auch in der Einnahme bestimmter Medikamente (u.a. Psychopharmaka), im Hormonspiegel sowie in unserer heutigen Lebensweise: Stress, Übergewicht, wenig Bewegung, Rauchen und Alkoholkonsum.

Problem: Symptome oft nicht eindeutig

Reflux- darunter versteht man das Zurückfließen von Magensaft in die Speiseröhre. Bei etwa drei Viertel der Patienten fließt ätzende Magensäure zurück und verursacht Sodbrennen, saures Aufstoßen und Schluckstörungen. Bei etwa einem Viertel der Patienten mischt sich auch Gallenflüssigkeit aus dem Zwölffingerdarm mit dem Magensaft. Diese Patienten haben dann meist keinen brennend-sauren, sondern einen gallig-bitteren Rückfluss, der auch kein typisches Sodbrennen verursacht. In manchen Fällen besteht überhaupt nur starker Mundgeruch und morgens ein bitterer Geschmack im Mund, kombiniert mit Husten.

Häufige Fehldiagnosen

Saurer Reflux könne oft auch ganz atypische Symptome wie Heiserkeit, Bronchialasthma oder Herzrhythmusstörungen herbeiführen und der Patient wird oft jahrelang falsch behandelt ohne, dass sein Grundproblem gelöst wird, so Reflux-Spezialist Wolfgang Feil vom Evangelischen Krankenhaus-Wien. Viele seiner Patienten, so berichtet der Spezialist, hätten schon einen längeren Leidensweg hinter sich, da sie auf chronische Kehlkopfentzündung oder Asthma hin behandelt wurden. Bei nicht wenigen seien bereits aufwändige Herzkatheteruntersuchungen durchgeführt worden, weil der durch den Zwerchfellbruch ausgelöste Druck im Brustraum fälschlich auf Herzbeschwerden und Verdacht auf Infarkt tippen ließ.

Schon Kinder können betroffen sein

Auch Kinder werden bisweilen jahrelang falsch behandelt: Wie eine britische Lungenfachärztin im Rahmen einer Studie herausfand, waren zwei Drittel der beobachteten, erkrankten Kinder nicht, wie anfänglich angenommen, ausschließlich an Asthma erkrankt, sondern litten (teilweise zusätzlich oder ausschließlich) am Speiseröhren-Reflux. Für ihre diesbezügliche Forschungstätigkeit erhielt die Ärztin den Klosterfrau-Preis verliehen.

Gründliche Diagnose notwendig

Dabei könne man den Leidensweg von Groß und Klein durchaus verkürzen beziehungsweisee eine Reflux-Erkrankung zweifelsfrei feststellen. Es bedürfe nur einer gründlichen Diagnose, so Feil: "Besteht der Verdacht auf eine Refluxerkrankung - Sodbrennen muss also dabei nicht unbedingt vorhanden sein -, so gibt eine Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittelschluck wichtige Informationen über die Funktion der Speiseröhre. Auch eine Gastroskopie (Magenspiegelung) ist unerlässlich. Dabei können ein Zwerchfellbruch festgestellt und außerdem Gewebeproben entnommen werden, um eventuelle Vorstufen einer Krebserkrankung (vor allem bei galligem Reflux) auszuschließen. Wird eine Operation in Aussicht gestellt, so ist auch eine Druckmessung der Speiseröhre sinnvoll."

Kurzfristige Hilfe: Medikamente und Diät

Bei vielen Betroffenen klingen die Beschwerden nach einer mehrmonatigen Einnahme von Magensäure blockenden Präparaten wieder ab. Auch eine begleitende, konsequente Ernährungsumstellung auf fettarme, moderat gewürzte Kost, kohlensäurefreie Getränke sowie der strikte Verzicht auf Alkohol und Süßigkeiten lindern die Beschwerden. Das Absetzen der Therapie oder eine Änderung der strikten Diät führt aber fast immer zum Wiederauftreten der Symptome.

Moderner Eingriff

Liegt bereits ein größerer Zwerchfellbruch vor und sprechen massive Begleitsymptome wie hartnäckiges Asthma und Heiserkeit nicht auf die Medikamententherapie an, kann ein operativer Eingriff zur Wiederherstellung der Speisenröhrenfunktion Abhilfe schaffen. Diese, so der darauf spezialisierte Chirurg Feil, der schon mehr als 600 Operationen dieser Art erfolgreich durchgeführt hat, lässt sich heute auf laparoskopischem Weg, also "durchs Schlüsselloch" durchführen, bedarf aber großer Erfahrung von Seiten des durchführenden Arztes. Die Patienten seien danach sofort beschwerdefrei, könnten das Krankenhaus nach drei bis vier Tagen wieder verlassen und müssten danach auch keine Diät mehr einhalten. Auch das Reflux-bedingte Asthma sei der Patient danach los. (red, derStandard.at)