Daniel Zimmermann: Er versteht es zu feiern.

Foto: www.peto.de

Der Trubel war groß, als am 30. August der erst 27-jährige Daniel Zimmermann zum Bürgermeister der rheinischen Stadt Monheim gewählt wurde. Dabei haben die knapp über 43.000 Bewohner des Städtchens nahe Düsseldorf schon Erfahrung mit Polit-Jungspunden. Seit 1999 sitzt die Jugendpartei Peto im Stadtrat, 2009 erreichte sie mit 30,35 Prozent der Stimmen Platz eins. Seit 21. Oktober ist Daniel Zimmermann amtierender Bürgermeister. Im Interview mit derStandard.at erzählt er, warum sich Senioren nicht vor ihm zu fürchten brauchen.

derStandard.at: Kennen Sie den Spruch, wonach kein Herz habe, wer mit 20 nicht links ist, und kein Hirn, wenn er es mit 30 noch immer ist?

Daniel Zimmermann: Ich persönlich und auch die Peto-Partei gehen recht pragmatisch mit diesem links-rechts-Schema um. Gerade auf kommunaler Ebene gibt es viele Entscheidungen, die sich gar nicht so einteilen lassen. Auch in den vergangenen Jahren haben wir in der politischen Arbeit gewisse Schnittmengen mit der SPD gehabt, aber auch mit der CDU. Insofern passen wir einfach nicht in dieses Schema.

derStandard.at: Als Bürgermeister müssen Sie unter anderem Ratssitzungen leiten und in Bälde ein Budget durchbringen. Haben Sie das auf der Universität gelernt?

Daniel Zimmermann: Nein, ich habe Französisch und Physik in Köln studiert und wollte eigentlich Lehrer werden. Im letzten Jahr habe ich mein Studium abgeschlossen, bin dann aber nicht in den Schuldienst gegangen, sondern habe noch eine Stelle an der Uni Köln angenommen. Ich habe zwar in den letzten fünf Jahren schon im Stadtrat gesessen, aber von der Seite der Stadtverwaltung aus betrachtet ist meine Arbeit jetzt schon neu für mich. Ich weiß aber, wie man zum Beispiel einen Haushaltsplan liest und bekomme bei uns im Haus auch jede Menge Unterstützung. Etwa in Person unseres Kämmerers, der schon sehr lange im Dienst ist und sehr loyal ist. Mein Vorgänger als Bürgermeister spielt hier keine Rolle mehr im Stadtrat, weil er als Jurist in die Wirtschaft gegangen ist und in einer Kanzlei arbeitet.

derStandard.at: Ihr Gegenkandidat bei der Wahl war Tim Brühland, selbst gerade einmal 31. Was ist da los in Monheim?

Daniel Zimmermann: Das war auch die große Überraschung im Wahlkampf. Meine Kandidatur stand schon seit einem Jahr fest und die CDU hat reagiert, indem sie auch einen sehr jungen Kandidaten aufgestellt hat. Ob ein älterer Kandidat besser für die CDU abgeschnitten hätte, ist reine Spekulation, aber so hat sie auf jeden Fall auf meine Kandidatur reagiert.

derStandard.at: Im Stadtrat verfügt Ihre Partei Peto nicht über die Mehrheit, sie muss also mit anderen Parteien zusammenarbeiten. Nimmt man Sie ernst?

Daniel Zimmermann: Das hat sich mit der Zeit sicher so entwickelt, dass wir ernster genommen werden. Peto ist als Fraktion ja auch schon seit zehn Jahren im Monheimer Stadtrat vertreten. Wir haben uns im Laufe der Zeit viele Kompetenzen angeeignet und ich glaube, dass unsere Arbeit heute nicht mit der vor zehn Jahren vergleichbar ist.

derStandard.at: Warum haben junge Menschen im Gegensatz etwa zu Pensionisten keine durchsetzungsfähige Lobby?

Daniel Zimmermann: Ob das so ist, weiß ich gar nicht. Wir haben mit vielen Themen aus dem Jugend- und Familienbereich Wahlkampf gemacht, etwa wenn es um Betreuungsangebote geht, die nicht nur die Kinder verwahren, sondern wo auch tatsächlich Bildung vermittelt wird. Das war eines unserer Hauptwahlkampfthemen und wenn es tatsächlich für solche Themen keine Lobby gäbe, wären wir nicht gewählt worden. Aber klar, wenn Funktionsträger sehr lange im Amt sind und von jung an die Ochsentour durch die Partei gemacht haben, dann sind es erst einmal die Älteren, die in den Ortsvereinen den Ton angeben.

derStandard.at: Aber gerade die großen Parteien müssen doch ihre jeweilige Klientel zur Wahl locken, und die Mitglieder etwa von SPD und CDU sind zu knapp 50 Prozent über 60 Jahre alt. Bei der Peto wird das vermutlich anders sein.

Daniel Zimmermann: Klar haben wir eine große Mobilisierung bei den Jungen erreicht. Aber trotzdem hätten wir dieses Ergebnis nicht geschafft, wenn uns nicht auch Ältere gewählt hätten. Ich habe das auch bei meinen Besuchen in Altersheimen im Wahlkampf erlebt. Viele ältere Menschen haben mir durchaus wohlwollend gesagt, dass sie auch jungen Politikern ihr Vertrauen schenken würden, weil die älteren Kollegen aus den anderen Parteien ohnehin jahrzehntelang die Chance gehabt hätten, Dinge zu verändern.

derStandard.at: Wie will die Jugendpartei Peto die Anliegen der Rentner glaubhaft vertreten?

Daniel Zimmermann: Wir sind in der Peto-Fraktion im Stadtrat zwar alles junge Leute, aber wir haben auch alle Großeltern und kennen die Probleme der älteren Generation. Gerade auch dadurch, dass wir jung sind, im Stadtrat aber mit allen Themen zu tun haben, bereiten wir uns besonders gut vor. Im Gespräch mit unseren Großeltern erfahren wir ja auch, wo da die Probleme liegen.

derStandard.at: Was konkret wollen Sie für die jungen Monheimern heuer noch tun?

Daniel Zimmermann: Zum Beispiel wurde gestern ein kommunales Kino eröffnet, wo jetzt einmal pro Woche Filme gezeigt werden. Das war noch ein Antrag, den wir in den letzten Beratungen zum Haushaltsplan gestellt haben und für den eine kleine Anschubfinanzierung möglich wurde. Das fällt jetzt glücklicherweise mit meinem Amtsantritt zusammen (lacht). Wir haben auch verschiedene Jugendkultureinrichtungen, etwa die Pfadfinder oder kirchliche Vereine, wo schon jetzt viele Jugendliche ehrenamtlich engagiert sind. Die wollen wir jetzt noch einmal an einen Tisch bringen und in die Politik einbinden. Die Stadtkassen sind leer und wir haben auch im Wahlkampf nie versprochen, dass wir Wunschlisten einbringen können, was für die Jugend alles gemacht werden sollte. Für uns ist erst einmal wichtig, dass das Potenzial, das schon in der Stadt ist, angemessen eingebunden wird.

derStandard.at: Könnte die Peto nicht ein Versuchslabor für Jungpolitiker sein, die es auf Landes- oder Bundesebene zu höheren Weihen schaffen wollen?

Daniel Zimmermann: Rein von unserer Organisation sind wir ja schon auf die kommunale Ebene beschränkt. Insofern können wir unseren Mitarbeitern auch keine Aufstiegsmöglichkeiten auf anderen Ebenen bieten. Was einzelne Leute dann mit 30 der 40 machen, ob sie in anderen Parteien mitmachen, weiß ich natürlich nicht. Für mich selbst gilt auf jeden Fall, dass ich das nicht aus Karrieregründen mache. Es hat sich einfach eine Gruppendynamik entwickelt, weil sich motivierte Leute zusammengefunden haben, die was für unseren Ort machen wollen. (Florian Niederndorfer, derStandard.at, 30.10.2009)