Bild nicht mehr verfügbar.

Mehrmals in den vergangenen rund 200.000 Jahren ergrünte die Sahara. Der Mensch nutzte die Gelegenheit und machte sich auf den Weg in die Welt hinaus.

Foto: AP/John Moore

Texel - Die inzwischen weithin akzeptierte Out-of-Africa-Theorie nimmt den afrikanischen Kontinent als Wiege des Homo sapiens an. Vor rund 100.000 Jahren machte sich der moderne Mensch schließlich auf den Weg um über den Nahen Osten den Rest der Welt zu besiedeln. Dabei allerdings musste er eine schier unüberwindliche Barriere passieren: die Sahara. Eine aktuelle Untersuchung konnte nun nachweisen, dass bestimmte klimatisch günstige Phasen die große Wüste grün und feucht werden ließen und damit die Auswanderung der Steinzeitmenschen erst ermöglichten.

Laut den Ergebissen eines deutsch-niederländischen Wissenschafter-Teams vom Zentrum für Marine Umweltwissenschaften an der Universität Bremen und dem Royal Netherlands Institute für Sea Research regnete es in der Sahara-Region in der Steinzeit mehrmals für längere Perioden, was unsere Ahnen zu nutzen wussten. Die Forscher konnten durch Analyse von Sandablagerungen erstmals beweisen, dass die größte Wüste der Welt früher von Pflanzen bewachsen war, die viel Wasser benötigten.

Die Forscher untersuchten während einer Expedition mit dem Forschungsschiff "Meteor" Sedimente aus dem Meeresboden vor der Küste Guineas. "Die Sandablagerungen stammen aus den Verwehungen der Sahara und können Rückschluss auf Pflanzenvorkommen der vergangenen 192.000 Jahre in der Region liefern", erklärt Studienleiterin Isla Castañeda. Aussagen über die Arten der Bepflanzung zu verschiedenen Zeiten ermöglichte eine Analyse von Kohlenwasserstoff-Verbindungen im Sand nach seinen Kohlenstoff-Isotopen. "Da man frühere Windverhältnisse rekonstruieren kann, gilt auch die Sahara als Ursprungsort als sicher", so die Forscherin.

Pflanzen-Kohlenwasserstoffe

Beinhaltet Saharastaub heute rund 40 Prozent dieser Kohlenwasserstoffe, die aus Pflanzen stammen, die ein gewisses Maß an Wasser benötigen, so war dieser Anteil bereits in drei früheren Epochen deutlich höher. 60 Prozent Kohlenwasserstoffe konnten die Forscher vor 120.000 und 110.000 Jahren, dann wieder vor 50.000 bis vor 45.000 Jahren und das letzte Mal vor 10.000 Jahren beobachten. "Während das letzte Ereignis gut dokumentiert ist, gibt es für die ersten beiden Perioden bisher kaum Hinweise. Doch nun ist sicher, dass die Sahara auch zu diesen Zeiten Bäume und Seen aufwies", erklärt Castañeda.

Damit ist die Erklärung gefunden, wie der steinzeitliche Homo Sapiens von seinen Ursprüngen südlich der Sahara in die Gebiete im Norden wandern konnte. Das deckt sich durchaus mit den Erkenntnissen der Archäologie. Denn die ersten Fossilien eines modernen Menschen außerhalb Afrikas stammen aus der Zeit vor 93.000 Jahren im heutigen Israel. Danach breitete sich der Mensch kaum weiter aus bis in die Zeit vor 50.000 Jahren, als im Zuge einer zweiten Regenperiode eine zweite Migrationswelle einsetzte.

Steinzeitlicher Klimawandel

Der Vegetationswandel geht auf eine Klimaänderung zurück. "Bisher wusste man von diesem Klimawandel, doch es fehlte ein durchgehendes Klimaarchiv für die Region, das nun in den Atlantiksedimenten gefunden wurde", so Castañeda. Die Sahara habe durchaus Potenzial, um eines Tages wieder grün zu werden. "Die Region ist jedoch äußerst sensibel für Klimaänderungen, deshalb kann man kaum Vorhersagen machen." (red/pte)