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Die Uganda National Pastors Task Force Against Homosexuality demonstrierte am 22. Dezember vergangenen Jahres gegen die Kritik der Internationalen Gemeinschaft am geplanten Anti-Homosexuellengesetz.

Foto: AP Photo/Stephen Wandera

Drei US-amerikanische Aktivisten der Anti-Schwulen-Bewegung besuchten im März vergangenen Jahres in Ugandas Hauptstadt Kampala das "Seminar on Exposing the Homosexual's Agenda". Das berichtet die New York Times. Veranstalter war die ugandische Organisation Family Life Network. Thema der Vorträge der US-amerikanischen Gäste: Die Zerstörung der traditionellen Familienwerte durch Homosexualität und die Gefahr für die Gesellschaft, die von Schwulen und Lesben ausgehe.

Homosexualität sei heilbar

Einer der Missionare war Scott Lively, evangelikaler Missionar und Autor zahlreicher schwulenfeindlicher Bücher – darunter „The Pink Swastika" („Das pinke Hakenkreuz"), das Verbindungen zwischen Homosexualität und Nationalsozialisten herstellt. Historiker bezeichen die Annahmen des Buches als unhaltbar.

Zweiter im Bunde war Caleb Lee Brundidge, der sich selbst als ehemaligen Schwulen bezeichnet, Homosexualität als Krankheit betrachtet und sogenannte „Heilungs-Seminare" abhält.

Die beiden wurden begleitet von Don Schmierer, einem Mitglied von Exodus International, einer US-amerikanischen christlichen Organisation, die glaubt Homosexualität sei eine Fehlentwicklung und durch Gebete und Therapien veränderbar.

Während einer dreitägigen Veranstaltung hörten zahlreiche Ugander, darunter Politiker, Polizisten und Lehrer die Thesen der drei US-Amerikaner, wonach Homosexualität heilbar sei, schwule Männer Jugendliche missbrauchten und die Schwulen-Bewegung danach trachten würde die traditionellen Familienwerte durch sexuelle Freizügigkeit zu ersetzen.

Todesstrafe für Homosexualität

Einen Monat nach dem Besuch der Drei brachte ein ugandischer Abgeordneter das Anti-Homosexuellen-Gesetz als Vorschlag ins Parlament ein. Auf Homosexualität sollte demnach die Todesstrafe stehen. Der Westen war empört und verlangte, dass Uganda diesen Vorschlag fallen lässt.

Als die USA und die EU mit dem Stopp der Entwicklungsgelder drohten, entschärfte Uganda das Gesetzesvorhaben. Die Höchststrafe für Homosexuelle soll nun lebenslange Haft sein.

Übertölpelt

Die drei Evangelikalen sind sich keiner Schuld bewusst. Schmierer sagte gegenüber der New York Times, er fühle sich übertölpelt. Er habe zwar vor Publikum darüber gesprochen wie Homosexuelle wieder heterosexuell werden könnten, sei sich aber nicht bewusst gewesen, dass es im Land Überlegungen in Richtung der Todesstrafe für Homosexuelle gebe. Exodus International veröffentlichte Mitte November einen offenen Brief, in dem sie sich gegen die Todesstrafe aussprechen.

Lively und Brundidge haben sich in ähnlicher Weise geäußert. Die Organisatoren der Konferenz, bei der die Drei aufgetreten sind, waren freilich am Gesetzgebungsprozess beteiligt. Lively bekennt außerdem, sich während sich seines Aufenthaltes in Uganda mit Parlamentariern getroffen zu haben, um über ihre Ideen zu diskutieren. Später äußerte er sich enttäuscht, dass das Gesetz so scharf ausgefallen sei.

Schläge, Erpressungen, Schmierereien

Die Situation für Lesben und Schwule in Uganda ist oft unerträglich. Schläge, Erpressungen, Schmierereien wie „Stirb Sodomit!" an ihren Häusern und sogenannte Korrektur-Vergewaltigungen sind an der Tagesordnung. Trotz alldem habe es laut Bericht der New York Times noch vor dem Gesetzesentwurf Verbesserungen gegeben. Zumindest war es Homosexuellen möglich Pressekonferenzen zu geben und ihre Anliegen öffentlich zu äußern. Aktivisten fürchten das Gesetz könnte die Lynchjustiz fördern.

Vergleich mit Pädophilie

Konservative christliche Gruppen sind in Uganda enorm einflussreich und zogen in den vergangenen Jahren auch evangelikale Christen aus den USA an. Reverend Rick Warren hat das Land 2008 besucht und Homosexualität mit Pädophilie verglichen. Auch in anderen afrikanischen Ländern gibt es homophobe Gesetze: Im Norden von Nigeria können homosexuelle Männer zu Tode gesteinigt werden. (red, derStandard.at, 5.1.2010)