London - Bei Attacken auf frühere Generationen haben Viren Sequenzen im Erbgut von Lebewesen - darunter auch Menschen - hinterlassen. Geschätzte acht Prozent des Humangenoms bestehen aus diesen Spuren, sogenannten endogenen Proviren. Bisher ging man davon aus, dass nur die Gruppe der Retroviren derartige fossile Eintragungen hinterlassen hat. Im Journal "Nature" berichtet nun allerdings ein Forschungsteam der Universität Osaka in Japan, dass sich Bornaviren (eine RNA-Virusart) vor mindestens 40 Millionen Jahren im Genom von Primaten festgesetzt haben dürften.

Die Forscher um Keizo Tomonaga hatten die DNA diverser Säugetiere, darunter Menschen, Affen, Elefanten, Beuteltiere und Nager, auf EBLN-Elemente hin verglichen. Das sind bestimmte Sequenzrelikte im Erbgut, die eine Infektion mit Bornaviren verraten.

Hintergrund

Der Name des Erregers stammt von der deutschen Stadt Borna in Sachsen, wo 1885 ein komplettes Regiment von Kavallerie-Pferden von einer mysteriösen Krankheit ausgelöscht wurde. Mittlerweile wurde das Virus auch in Schafen, Lamas und anderen Tierarten nachgewiesen.

Diskussion

Die Studie könnte heftige wissenschaftliche Kontroversen auslösen. Die grundlegenden Fragen sind dabei, ob das Virus ausschlaggebende genetische Mutationen in der Menschheitsentwicklung ausgelöst hat, ob es für Erbkrankheiten verantwortlich ist oder womöglich zum Schutz bestimmter Krankheiten beiträgt. Es gibt bereits Spekulationen, wonach das Bornavirus mit Schizophrenie und manischer Depression in Zusammenhang stehen könnte. (APA/red)