Bonn/ Göttingen - Der Tod ist auf Palliativstationen allgegenwärtig, was für viele Mitarbeiter auf den Stationen eine große Belastung darstellt. Was ihnen Halt gibt und was besonders stresst, haben Forscher aus Bonn und Göttingen in einer bundesweiten Befragung untersucht, die in "Der Schmerz", dem offiziellen Organ der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V. (DGSS), veröffentlicht wurde.

Laut dem Ergebnis seien unrealistische bzw. nicht erfüllte Ansprüche an die Möglichkeiten der Palliativmedizin und die Beziehung zum Patienten besonders belastend. Nähe, Ähnlichkeiten mit der eigenen Lebenssituation und ein junges Alter des Patienten machen Mitarbeitern besonders zu schaffen. Was ihnen hilft, ist allem voran das Team, gefolgt von Humor und dem Privatleben. Die Spezialisten um Birgit Jaspers empfehlen daher, die Teamkommunikation zu stärken und die eigenen Ansprüche zu hinterfragen, um sie auf ein realistisches Maß zu bringen.

Was belastet ...

Knapp 1.000 Personen von 158 verschiedenen deutschen Palliativstationen wurden im Rahmen der Studie befragt. Fast 80 Prozent der Befragten waren Frauen, die durchschnittliche Arbeitsdauer auf der Station lag bei sechs Jahren. Besonders diejenigen, die schon lange dabei waren, litten unter nicht erfüllten Ansprüchen an die eigene Arbeit. Je ein Fünftel beklagte mangelnde psychosoziale Betreuung, mangelnde medizinische Betreuung und mangelndes Zeit- und Personalmanagement. Die große Nähe zu den Patienten fand rund ein Viertel der Befragten belastend. Sind Patienten jung, haben junge Kinder oder ähneln dem Mitarbeiter/der Mitarbeiterin, steigert das ebenfalls die Belastung. Schnell aufeinander folgende Todesfälle werden als anstrengender empfunden als gleichmäßig mit Abständen erfolgende, auch wenn die Gesamtzahl in einer Zeitspanne gleich ist.

Austausch ist wichtig

Häufiges Stresssymptom nach Todesfällen ist Überredseligkeit, gefolgt von Reizbarkeit, Rückzug und Spannung im Team. Teams, deren Mitglieder sich austauschen, können im Vergleich zu anderen Kollegen relativ gut mit dem Tod umgehen. Gruppenmitglieder, die bei Belastung kaum miteinander kommunizieren, sehen die Zukunft eher düster und können sich oft nicht vorstellen, die Arbeit auf der Palliativstation noch lange fortzusetzen. Durchschnittlich geben die Mitarbeiter an, dass ihr Team rund vier bis fünf Todesfälle in einer Woche verkraften könne. (red)