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Paul Volcker (82) steckt hinter Obamas Bankenschlankheitskur.

Foto: AP/Dharapak

Gäbe es eine Brandmauer im US-Finanzministerium, dann würde auf ihr sein Name stehen. "Nennen wir es die Volcker-Regel", schlug Barack Obama vor, als er ankündigte, normales Geschäfts- und hohes Risiko fahrende Investmentbanken strikter voneinander trennen zu wollen. "Nach dem langen Burschen hier hinter mir."

Es ist ein später Triumph für Paul A. Volcker. Noch im Wahlkampf hatte ihn Obama in sein Beraterteam geholt, dann aber war es still geworden um den Zweimeterriesen. Die erste Geige im finanzpolitischen Konzert spielten andere. Larry Summers, die graue Eminenz, stellte als Chefstratege die Weichen, Finanzminister Tim Geithner folgte ihm. Volcker gab Interviews, in denen er Klartext sprach. "Eine Bank, die einen Großteil ihrer Einnahmen aus dem Handel erzielt, sollte gar keine Bankenlizenz bekommen."

Im vergangenen Herbst verschoben sich die Gewichte, weg von Summers und Geithner, die nur vorsichtige Korrekturen wollten, hin zu Volcker. Die Banken liehen nur zögerlich Geld, obwohl sie es angesichts rekordniedriger Leitzinsen überaus billig bekamen. Viele Milliarden flossen in Bonuszahlungen und in riskante Investments. Kaum überraschend rückte Volcker, der den Clinch mit der Wall Street nicht scheut, in die erste Reihe.

Manchmal wirkt er schrullig, geradezu stur, der Grandseigneur der US-Finanzpolitik. Von 1979 bis 1987 stand er an der Spitze der Fed, der US-Notenbank. Er bezwang die Inflation, indem er die Leitzinsen nach seiner Amtseinführung kräftig anhob. Volcker nahm eine tiefe Rezession in Kauf, Anfang der Achtzigerjahre, und leitete nach der Schmerzensphase die Ära der "Großen Mäßigung" ein: niedrige Inflation, geringe Konjunkturschwankungen, ein hohes Wirtschaftswachstum.

Der Republikaner Ronald Reagan beließ den Demokraten, den Jimmy Carter ernannt hatte, im Amt. Abgelöst wurde "Big Paul" von Alan Greenspan.

Der 82-Jährige, verwitwet, zwei Kinder, kennt das Finanzsystem aus zwei Perspektiven, aus der staatlichen ebenso wie aus der einer Bank. Nach dem Berufseinstieg 1952 bei der New Yorker Filiale der Zentralbank wechselte er zu Chase Manhattan, ehe er zur Fed zurückkehrte. Als Obama seinen Siegeszug antrat, war Volcker einer der ersten Ökonomen von Rang, die sich auf die Seite des Senkrechtstarters stellten. Obama machte ihn dafür zum Chef einer Expertenkommission. Der Auftrag: Lehren aus der Finanzkrise zu ziehen.  (Frank Hermann, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23./24.1.2010)